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Der Sammler:
Darüber sind alle einig.
Aber wie kommt es nun, daß dennoch wirkliche Dinge — denke
nur an die Kristalle, die Sterne — die Welt ausmachen? — was nicht
nur der Augenschein lehrt, sondern auch die Prüfung ergibt, was
die unzerstörbare Überzeugung des Menschen bleibt!
Und weiter: Wie kommt es, daß es eine geordnete Ding-Welt
gibt? Das Universum, so kann man kurz sagen, besteht aus Planeten-
systemen: das Planetensystem aus Planeten; unser Planet, die Erde,
aus Erdteilen, zuletzt aus einzelnen Dingen, z. B. aus bestimmten
Wasser- und Erdmassen mit Gebirgen, Felsmassen, Metalladern,
schließlich einzelnen Steinen, Kristallen — überall durch die ding-
hafte Bestimmtheit nach Gattungen und Arten gekennzeichnet
(nicht ausschließlich nach quantitativen Eigenschaften, wie die
Physik lehrt — daher der Sprung von der Physik zur Mineralogie!).
Der Zerstreuer:
Die Frage ist eben, ob der Dingbegriff und damit der Begriff einer
geordneten Dingwelt nicht anthropomorph sei, ob wir in das All
nicht unsere kleinen Maßstäbe naiv hineinlegen?
Der Sammler:
Die Vernunft ist groß genug für das All und — größer! Schon
das ergäbe, daß der Dingbegriff gültig sei — doch würde uns ein
Streit darüber zu weit abführen.
Anstelle des Schlusses „Von den bloßen Naturgesetzen aus kommen
wir nur zur strengen Bestimmtheit von Naturprozessen (als Rela-
tionen), niemals aber zu Natur dingen und noch weniger zu einer
geordneten Welt der Dinge” können wir auch eine Formulierung
setzen, die den Dingbegriff durch jenen unanfechtbaren Begriff,
den ich „Konkretisierung” nennen möchte, ersetzt. Der Schluß
lautet dann: „Die Naturgesetze führen uns nur auf ein Allge-
meines, z. B. Schwere, Licht, Wärme in mathematischer Bestimmt-
heit.” Zu Konkretem aber — das als Dingwelt auffaßbar wäre,
wie Sonne und Planeten oder die innere Gliederung unseres
eigenen Planeten — können sie niemals führen (denn dieses
„Konkrete” ist irgendwie individualisiert, gestaltet, nicht nur
allgemein).
Der Zerstreuer:
Das gebe ich zu.
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