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Was ist daher das Licht aller Sonnen gegen das innere Licht,
das dem Menschen in der Erkenntnis aufgeht? Was ist die Kraft
der Stürme, die Meereswogen auftürmt und Berge erschüttert, gegen
die Gewalt des Geistes, welche neue Gefühle aufregt, neue Gestal-
tungen hervorbringt, eine innere Welt?
Du scheinst mir unentschlossen? Nun, so höre noch ein letztes
Geheimnis über die Würde des Menschen.
Der Geist als
Kühne Denker haben von jeher den Geist, also den Menschen,
Gestalter der
als Zentrum der Natur betrachtet.
Welt
Der Zerstreuer:
Das sind leere Worte.
Der Sammler:
So scheint es. Und doch haben sie einen tiefen Sinn. Ich bitte
dich, zwinge dich, ihm zu folgen, ehe du dein Urteil sprichst.
Daß die Vernunft König der Welt sei, wie schon Platon sagt,
was heißt es anders, als daß zuletzt der menschliche Geist auf irgend-
eine und sei es noch so vermittelte Weise das gestaltende Prinzip
der Natur sei?
Der Zerstreuer:
Wie wäre das möglich?
Der Sammler:
Zuerst bedenke den Mangel, der sich aus jeder anderen Natur-
auffassung ergibt: und dann erwäge die Gründe, die für das Be-
hauptete sprechen. Der Mangel liegt nämlich in der Unmöglichkeit,
unsere Welt der Erfahrung als geordnete Ding-Welt zu begreifen.
Die mechanistische Naturanschauung kennt nur mathematische
Naturgesetze, das heißt aber Relationen, sie kennt keine Dinge.
Gibst du das zu?
Der Zerstreuer:
Gewiß. Seit Geschlechtern von Naturwissenschaftlern wurde ja
mit Stolz behauptet: „Der Dingbegriff wird in den Relationsbegriff
aufgelöst.” Die Naturwissenschaft kennt den Dingbegriff — als sub-
stanzielle Einheit von Eigenschaften — nicht, sie kennt nur Rela-
tionen von Eigenschaften und stellt sie in mathematischer Strenge
dar; wie es z. B. das Newtonsche Gesetz tut, wonach die Gravitation
im quadratischen Verhältnisse der Entfernung abnimmt. (Der letzte
Rest des Dingbegriffes wäre allenfalls der Korpuskelbegriff.)