8535 / 9133
39
dein Gebäude zerstört. Überlege doch! Ich will gar nicht die ganze
Frage der-Willensfreiheit hier aufrollen, ich will nur geistiges und
stoffliches Geschehen vergleichen.
Der Zerstreuer:
Und dieser Vergleich ergibt auf beiden Gebieten überall nur:
strenge Gesetzlichkeit!
Der Sammler:
Zugegeben! Wie aber, wenn die geistige Gesetzlichkeit von völlig
anderer Art wäre ? — nämlich eine sinnvolle, also in sich selbst be-
stimmte Gesetzlichkeit, z. B. von der Art wie die logische? Und
diese Gesetzlichkeit ist — eben als eine durch den Sinngehalt be-
stimmte — keine mechanische, sondern eine ideale, intelligible; und
indem dieses Ideale, Intelligible, Logische auch unser Handeln
bestimmt, begründet es nichts Geringeres als: Freiheit!
Der Zerstreuer:
Wie das?
Der Sammler:
Zunächst, nenne es, wie du willst, ist jedenfalls ein logischer
Zusammenhang das Gegenteil von blind-mechanischem Zusammen-
hange, toter Notwendigkeit, das Gegenteil von äußerlicher, fremder
Abhängigkeit.
Der Zerstreuer:
Wieso das Gegenteil?
Der Sammler:
Die Gesetze der Logik gründen in einem sinnvollen Zusammen-
hange der Gedankeninhalte (daher es z. B. falsche oder richtige
Schlüsse gibt), sie sind einsichtig, verstehbar; die mechanischen
Gesetze dagegen, z. B. das Gravitationsgesetz, sind nicht einsehbar,
sinnfrei. Stimmst du zu?
Der Zerstreuer:
Dieser konkreten Feststellung allerdings.
Der Sammler:
Sodann: dieses Geistige, Intelligible, in sich selbst sinnvoll (z. B.
logisch) Bestimmte gestaltet unser ganzes inneres Sein und auch
unsere Haltung nach außen, das Wollen und Handeln. Also ist unser
Handeln seinem reinen Wesen nach innerlich, geistig bestimmt,
insoferne also: selbst-bestimmt, frei.