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Der Sammler:

Und wodurch? — indem ich den Blick auf das Ganze der Natur

lenke! Die Naturprozesse und -relationen zeigen sich jetzt inner-

halb der Naturwesen und ihrer Gesamtgliederung. Da erhält die

Natur Glanz vom Glanze des Geistes.

Der Zerstreuer:

Dann träte der Geist in den Mittelpunkt?

Der Sammler:

So groß ist die Würde des menschlichen Geistes!

Brechen wir für jetzt ab. Wir kommen noch darauf zurück. Laß

uns den früheren Faden wieder aufnehmen.

Alle Naturgewalt ist gering gegen den erkennenden Geist und

besonders gegen jene geheimnisvolle Geistesgewalt, die den Menschen

sich selbst erkennen läßt, ihn seiner selbst bewußt macht und schließ-

lich sein Handeln auf solche Weise zu leiten vermag, daß es dem

naturhaften Verlaufe, der äußerlichen, stofflichen Bestimmtheit ent-

rissen und zur freien Selbstbestimmung, zur sittlich vernünfti-

gen Tat erhoben wird!

Selbstbestim-

mung des Gei-

stes durch

Denken: in-

nere Freiheit

Damit sind wir an einem anderen Hauptpunkte der Geistesordnung

im Gegensatz zur Naturordnung angelangt. Denn das ist es, was

Denken und Tun des Geistes von der stofflichen Natur sichtbarlich

unterscheidet: daß der Geist sich aus der blinden Notwendigkeit

des Naturverlaufes, trotz aller Bindungen an stoffliche Vorbedin-

gungen, zu erheben vermöge. Wenn uns auch die Macht der Selbst-

bestimmung durch unsere Gedanken praktisch nicht immer zu Gebote

steht, dem reinen Wesen der Sache nach gilt: das Denken folgt

seiner eigenen logischen Forderung, z. B. in einer Schlußkette, der

Gedanke bestimmt sich selbst, er ist — frei.

Sich-selbst-Bestimmen heißt frei sein.

Der Zerstreuer:

Wenn du von einer inneren Welt sprichst, die der Mensch der

äußeren entgegenstellt, kann ich dir wohl folgen; aber nun stürmst

du allzu weit vor, zu anfechtbaren Begriffen wie Selbstbestimmung,

Freiheit.

Der Sammler:

Nein, ich stürme über nichts hinweg, ich führe nur eine Analyse

meines Gegenstandes weiter fort. Du folgst mir nur nicht, weil sie