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Das bedeutet allerdings nicht eine abstrakte, aller Vorbedingungen
bare Freiheit, welche unbeschränkte Willkür wäre, denn alles wirk-
same Können ist stets an konkrete innere Voraussetzungen gebunden,
z. B. Kenntnisse, und auch an äußere, z. B. leibliche Gesundheit.
Alles Können ist zwar freie Möglichkeit, aber nicht ohne reale Vor-
bedingungen (daher Übung, Erziehung dem Geiste nötig ist). Doch
gehört das zur Durchführung des Begriffes der Freiheit, nicht zu
seiner allgemeinen Begründung aus dem Wesen des Geistes, die uns
hier allein angeht.
Der Begriff der sinnvollen Selbstbestimmung des Geistes oder der
Freiheit ist also ein streng analytischer Befund!
Der Zerstreuer:
Da jeder Begriff der Freiheit dem der naturhaften Notwendigkeit,
der Naturgesetzlichkeit alles Geschehens, also auch des geistigen,
widerspricht, ist das Mißtrauen gegen ihn schwer zu überwinden.
Der Sammler:
Und doch ist es nichts als reine Analysis des geistigen Geschehens,
die ihn begründet. Betrachte doch näher das logische Schließen.
Im Schließen bestimmt nichts Äußerliches, nichts Denkfremdes —
z. B. Wärme oder Kälte, Chemisches oder Elektrisches, Erde oder
Wasser um den Denkenden herum —, was „richtig” oder „unrichtig”
sei, sondern allein der Sinngehalt, der Bedeutungszusammenhang
von Prämisse und Konklusion. Daher kann auch eine angebliche
Naturgesetzlichkeit den „Denkverlauf”— etwa durch sogenannte
„Assoziationsgesetze” oder Erfolgsgesetze des Neben- und Nach-
einanders — in Wahrheit nicht bestimmen, sondern nur stören.
Walteten hier wirklich mechanische Gesetze, dann gäbe es kein
logisches Schließen, also auch kein „richtig” oder „unrichtig” —
Kategorien, die es bezeichnenderweise in der mathematischen Physik
nicht gibt —; also auch kein vernünftiges Denken, sondern nur
blind-notwendiges Geschehen in der Abfolge von Vorstellungen;
ähnlich wie es in den Gravitationsvorgängen kein „richtig” oder
„unrichtig” gibt, sondern nur mathematisch eindeutig bestimmtes,
schlechthin notwendiges Geschehen. Im logischen Schließen da-
gegen tritt das Eigene, das S i chbes timmen des Denkens, nämlich
durch den Sinnzusammenhang, Bedeutungszusammenhang der Ge-
dankeninhalte, zutage, daher gekennzeichnet durch „richtig” oder
„unrichtig”, „gültig” oder „ungültig”. Da das Gravitationsgeschehen