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Selbst-

überhöhung',

Selbst-

befreiung

Dieses hohe Wunder des Geistes können wir nicht genug preisen!

Er trägt die Zeichen der Unvergänglichkeit an sich.

Aber weiter. Selbstvergegenständlichung ist nichts Geringeres als

zugleich Selbstüberhöhung. Und Selbstüberhöhung ist zugleich

Selbstbefreiung!

Was sich auf sich selbst bezieht und so selbst zum Gegenstande

macht, befreit sich von sich selbst.

Dies ist das schönste Geheimnis aller Ichheit, aller Persönlich-

keit.

Persönlichkeit, Ichheit hebt die Schranken auf, welche der Gegen-

stand sonst bildet; das heißt die Schranken der äußeren Empfindung,

des sinnlichen Triebes, des unreflektierten Bewußtseins. Als bloß

Empfindender stoße ich mich an einem Steine, er ist mir Schranke;

als den Stein Denkender und Liebender, z. B. als Naturforscher,

ist er mir nicht Schranke, ich erkenne ihn, bilde mich an ihm — befreie

mich von der Schranke, erhebe mich über ihn. Ebenso der Trieb.

Überall gilt: Wissen und Liebe befreit.

Persönlichkeit ist nicht Beschränkung, vielmehr Entschränkung,

Erhebung. Persönlichkeit ist ein Sein höherer Ordnung.

Und noch mehr! Persönlichkeit ist die Bürgschaft der Unsterblich-

keit. Sie ist ein ruhender Pol in der Erscheinungen Flucht. Denn

was sich über seinen Gegenstand erhebt, das beachte wohl, ist etwas,

das sich in seinen veränderlichen Zuständen behauptet — im Gegen-

satze zu den Naturdingen.

Der Zerstreuer:

Die Naturwissenschaft muß allerdings notwendig das „Ding” als

bloße Summe seiner Eigenschaften erklären; f al ls sie ihnen aber

eine Einheit zuschriebe, die im Wechsel der Eigenschaften beharrte,

also den Dingbegriff bejahte — wären dann die Dinge nicht ebenfalls

unvergänglich ?

Der Sammler:

Ja, doch nur bedingt! Denn diese Einheit wäre dann wohl der

immaterielle Wurzelgrund der Eigenschaften und würde sie zu einer

wirklichen sogenannten „Substanz”, einem „Träger” der Eigen-

schaften, einem echten „Ding” machen; aber das Persönliche, Gei-

stige fehlte noch immer. Daher könnte auch keine indi viduel le

Fortdauer, z. B. eines Kristalls, angenommen werden. Wohl aber

wäre der immaterielle Wurzelgrund, die „Substanz” oder „Ding-