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nichts von stofflicher Art, beides ist vielmehr im stofflichen Ge-
schehen unmöglich; aber: die Bewußtseinsvorgänge sind zu einem
Teile auch sinnliche „Perzeption und Apperzeption”, und darinnen ist
stoffliche Kausalität mitenthalten; denn die Perzeption der Sinnesem-
pfindung kommt ohne physikalisch-chemische Vorgänge nicht zustande.
Der Sammler:
Ein triftiger Einwand! Das sinnliche Bewußtsein, z. B. Sehen
einer Frühlingswiese, ist allerdings auf Apperzeption angewiesen; und
darin sind der Reiz , die Lichtstrahlen der Wiese, sowie die chemisch-
physikalischen Vorgänge in Sehnerv und Gehirn enthalten— das alles
zugegeben. Bedenke aber, das sind doch nur Vorbedingungen des
Sehens, nicht die Sehempfindung selbst.
Die chemisch-physikalischen Vorgänge in den Neuronen und die
Empfindung sind absolut inkommensurabel.
Was ist das Perzipieren, was ist der empf indende , zu Bewußtsein
bringende Akt, der ge istige Teil der Sinnesempfindung? — das
ist die von der empiristischen Psychologie übersprungene Frage!
Nun, wir stießen ja schon darauf: auch im Perzipieren liegt nichts
anderes als Selbstvergegenständlichung! Denn meine Empfindung
mache ich mir allein dadurch bewußt, daß ich sie zu meinem Ge-
genst ande, Objekte mache; daß ich sie als die meine „erfasse”,
„apperzipiere”! Das, was die Perzeption, Apperzeption zuletzt aus-
macht, ist also nicht Sinnlich-Stoffliches, sondern ist: Selbstverge-
genständlichung, ist rückverbundene, bei sich selbst bleibende Aus-
gliederung, ist unkausales, unstoffliches Geschehen!
Der Zerstreuer:
Das Geistige der Sinnesempfindung ist allerdings absolut anders-
artig als ihr Physikalisch-Chemisches! Aber — leibfrei? Du hast den
Stachel der Neugierde in mir geschärft. Erkläre dich noch weiter.
Der Sammler:
Es ist schon alles gesagt!
Daß der Geist auch ohne Materie sein Gefüge, seine Wesenheit,
seine eigenen Kategorien, daher auch seine Existenzmöglichkeit habe,
diese Fundamentalerkenntnis folgt aus seinen Grundeigenschaften,
nämlich der Selbstobjektivierung, Freiheit, Selbstsetzung, die auch
in der Sinnesempfindung nicht fehlen. Es kommt nur darauf an,
diese Kategorien festzuhalten; dann zeigen sich Geist und Seele
als ihrem reinen Wesen nach unkörperlich. Unsere früheren Sätze: