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bloß Stoffliche erhoben, ja, mit einem Wort sei es gesagt, in eine
andere Ebene des Seins gerückt ist.
Der Zerstreuer:
Ich bekenne, daß das hohe Einsichten sind, die uns tief in die
Geheimnisse des Geistes führen.
Eine andere Ebene des Seins, eine andere Art zu sein, wäre also
das Geistige, ein Sein mit eigenen Kategorien!
Damit wäre auch begriffen, warum alles, was Naturgesetze im
Geiste sucht, scheitern mußte, warum die Assoziationspsychologie
wie auch alle anderen mit den Elementen anfangenden, mathema-
tisierenden Richtungen der Psychologie so erfolglos blieben, daß
sie die Hauptsache, das „Ich”, die „Einheit des Bewußtseins” nicht
erklären konnten. Sie mußten das Ich als Anhäufung, als Klitterung
des Elementaren, z. B. der Vorstellung, auffassen, die Einheit des
Ich als bloß graduell „innigeren Zusammenhang” wegerklären.
Der Sammler:
Und damit gingen sie am Zentralen, Wesentlichen, nämlich an
der Art dieses „Zusammenhanges”, der Selbstvergegenständlichung,
vorüber. Statt vom „Ich” sprachen sie von „Es”, vom Objekte.
Daher das Kleben dieser Psychologie an der Sinnesempfindung.
Der Zerstreuer:
Diese Folgerung spricht für dich.
Laß uns aber dennoch prüfen. Wie soll ich trotz der neuen Ein-
sicht vom eigenen Wesen des Geistes darüber hinwegkommen:
die Erfahrung zeigt die geistigen Erscheinungen ebenso vergäng-
lich wie die stofflichen! ? Könnten sie daher nicht trotzdem, sei es
auch auf anderer Ebene, irgendwie ähnlichen Gesetzen unterworfen
sein ?
Dann wäre die Sonderstellung des Geistes, die du darstelltest,
zwar richtig, aber doch keine Bürgschaft für seine Fortdauer? Der
Geist wäre trotz Unräumlichkeit, Selbstbezogenheit, Freiheit, Per-
sönlichkeit in die Schranken der Vergänglichkeit gewiesen?
Der materia-
listisch Den-
kende verliert
sich in der
Zerstreutheit
Der Sammler:
Laß dir sagen, daß du nun die Folgen aus der schon erkannten
Größe des Geistes verleugnen willst! Weißt du, warum? Weil du
von der im Grunde materialistischen Vorstellungsweise nicht los-
kommst, welche dir der leibliche Anblick des Menschen, der grobe,
äußere Augenschein, nahelegt. Das Nebeneinander, die Zerstreut-