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lichen parallel zu laufen, in sich selbst ebenso starr, determiniert

sein wie die physikalischen (woraus man sogar den Unbegriff einer

,,psychischen Kausalität” nach mechanistischer Analogie ableitete).

Und gerade davon kann nach allem Gesagten keine Rede sein. Der

Geist ist in sich uneindeutig, mannigfaltig determinierbar, weil frei!

Der genauen Prüfung zeigt sich also, daß die Annahme des Par-

allelismus nicht richtig sein könne (nicht einmal die andere, obwohl

weit bessere, der „Wechselwirkung von Leib und Seele”). Man muß

vielmehr vom Wesen des Geistes ausgehen, um sein Verhältnis zum

Stoffe zu bestimmen. Obwohl wir das Wesen des Geistes noch weiter

zu untersuchen haben, können wir nach allem Bisherigen bereits sagen :

Der Geist ist in seiner Eigenschaft als eine in sich selbst bestimmte

Welt leibfrei;

er ist als eine sich selbst objektivierende Welt leibfrei;

er ist in beider Hinsicht eine von grundsätzlich anderen Kate-

gorien bestimmte Welt als der Stoff. Stoffliche Vorbedingungen be-

stehen allerdings, wie auch eine Vorbedingung unseres Gesprächs

Schallwellen sind — aber unsere Gedanken sind etwas ganz anderes

als Schallwellen, sie sind schallfrei!

Der Geist ist

seinem Wesen

nach leihfrei

Das Verhält-

nis von Stoff

und Geist

Der Zerstreuer:

Die Schwierigkeiten der Parallelismus- wie auch der Wechsel-

wirkung-Hypothese werden überall eingeräumt. Aber deine Folge-

rung, daß der Geist leibfrei wäre, geht sehr weit. Sie scheint mir

noch nicht bewiesen.

Der Sammler:

Es gibt nur ein Entweder-Oder. Indem sich zeigte, der Geist sei

Selbstobjektivierung, haben wir eine Kategorie ans Licht gezogen,

die es im Stofflichen nicht gibt. (Sie ist in Ausgliederung und Rück-

verbindung begründet.) Und indem sich zeigte, der Geist sei das

sinnvoll in sich selbst Bestimmte, erfanden wir ihn als nicht durch

andere, fremde Ursachen oder „Antezedentien” (das sind Ursachen,

die nicht in ihm selbst lägen) bestimmt, also frei — wieder eine Ka-

tegorie, die es im Stofflichen nicht gibt.

Das Freie, sich sinnvoll Bestimmende, und das sich selbst Objek-

tivierende ist stofffrei, leibfrei! Das kannst du unmöglich bestreiten.

Der Zerstreuer:

Laß mich trotzdem noch Folgendes bedenken. Im Wesen von

„Freiheit” und „Selbstobjektivierung” läge, für sich genommen, wohl