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Uns fehlt das

übersinnlich

geprägte Bild

des Lebens

Der Zerstreuer:

Kann die Unsterblichkeit nicht aus dem Gottesglauben gefolgert

werden ?

Der Sammler:

Wenn nicht gefolgert, so doch postuliert, nach dem Worte „Gott

i s t t reu” .

Kehren wir zum Vergleiche der alten und neuen Welt zurück.

Die ausschließlich mengenhaft-mathematische Auffassung der Na-

tur lag dem alten Menschen, dem die Natur mit Göttern erfüllt

war, ferne. Sie ist ein spätes Erzeugnis und zuletzt —Materialismus.

Eine andere mengenhafte Auffassung des Geschehens als eine ma-

terialistische kann es im Grunde nicht geben.

Der Zerstreuer:

Dies ist ja auch die Meinung des Positivismus, Agnostizismus und

ähnlicher, im Ver fahren zwar verfeinerter und gereinigter Lehr-

meinungen, die aber in den Voraussetzungen und im Ergebnis mit

den Materialisten Zusammentreffen.

Der Sammler:

Wenn du zustimmst, daß sich der Gedanke reiner Veränderlich-

keit einzig auf die äußerliche Beobachtung am Stofflichen zurück-

führe, so mußt du auch den Schluß, der sich uns schon früher auf-

drängte, bestätigen, daß die mechanistische Naturansicht des mo-

dernen Menschen auf einer Schwächung der inneren Geisteser-

fahrung beruhe, welcher das wahre Wesen des Geistes verblaßte.

Der Zerstreuer:

Was uns fehlt, ist das übersinnlich geprägte Bild des Lebens.

Aber wie könnte es unserer Zeit gegeben werden?

Der Sammler:

Nur indem der Geist als das in sich selbst gründende, waltende,

naturüberlegene Prinzip erkannt, erlebt und dadurch das Transzen-

dente als Wurzelgrund unseres Lebens offenbar wird.

Das klingt gar abstrakt, aber die großen Zeiten der Geistesge-

schichte waren ausschließlich durch Selbstsicherheit des Geistes ge-

kennzeichnet. Die Überzeugung der großen Männer sowohl wie die

allgemeine Überzeugung jener Zeiten schwelgte geradezu in der

Gewißheit der Selbstmächtigkeit alles Geistigen gegenüber dem Ma-

teriellen. So schon in den altindischen Upanischaden.