Table of Contents Table of Contents
Previous Page  8587 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8587 / 9133 Next Page
Page Background

91

Zeigt sich hier der Geist nicht als Schöpfer hoher Dinge ? — über-

fliegt er hier nicht alle kausal-mechanische Determiniertheit ? — kann

er mit dem Maße des Stofflichen und seiner Veränderlichkeit ge-

messen werden?

Wenn dem heutigen Menschen dies alles verblaßt ist, wenn der

Adel der Seele seinem Denken nicht klar vorleuchtet, dann liegt

der Grund darin, daß sein Blick durch unsere gesamte Bildungs-

richtung von Jugend auf am Stofflich-Sinnlichen haftet, so daß ihm

ein anderes Denken kaum einen Augenblick aufzublitzen vermag.

”Wo keine Götter sind, herrschen Gespenster”, sagt Novalis. Wo

man den Geist nicht versteht, glaubt man an das Gespenst einer

allein existierenden Materie. Die am Äußerlichen erbildete Er-

kenntnis der Modernen kann die innere Kraft nicht finden, jenes

wundervoll in sich kreisende und im Höheren rückverbundene

Geschehen festzuhalten, das sich im Schöpfertum des Geistes

offenbart.

Du hast nun den Schlüssel für die Geheimnisse des Geistes in

Händen. Schöpfertum des Geistes liegt dir offen zutage.

Der Zerstreuer:

Ich habe den Schlüssel und fühle mich neu geboren. Doch bedarf

es noch der Hilfe.

Daß deine Zergliederung in sich geschlossen, unangreifbar und,

wie du es nennst, nüchtern sei, muß auch der Gegner zugeben.

Auch daß sie Großes zutage fördert und dem Menschen eine hohe

Würde gebe. Indessen, die Folgerungen! Sie gehen so sehr ins Weite,

daß ich, du mußt es verstehen, Unsicherheit nicht ohne weiteres

unterdrücken kann.

Der Sammler:

Das macht, daß die heutige Naturwissenschaft die Schule des

Materialismus nicht mit einem Male überwinden kann. Sie gleicht

darin noch der Eule, deren Augen vom hellen Lichte geblendet

werden, weil sie ihr Handwerk im Dunkeln treibt.

Der Zerstreuer:

Das Recht, so zu sprechen, würden die Naturforscher niemandem

einräumen.

Der Sammler:

Sie teilen nur die Verirrung der Zeit. Unwissenheit über das hö-

here, in sich gründende, unsterbliche Wesen des Menschen ist in-

Der heutige

Mensch:

„Wo keine

Götter sind,

herrschen

Gespenster”