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Der Zerstreuer:

Aber unsere Zeit, sagt man, sei zu sehr an die Gesetze der Materie

gewiesen, durch die Lehren der Wissenschaft sowohl wie durch den

täglichen Umgang mit den Werken der Technik, den Maschinen

und ihren Naturkräften.

Der Sammler:

Die Überzeugung in sich gegründeter, nicht vom Stoffe entlehn-

ter Geistesmacht kann in Wahrheit durch das Wissen von den Ge-

setzen der Materie nicht leiden. Im Gegenteile, sie eröffnet uns

einen noch tieferen Blick in die Wirklichkeit, durch den Vergleich

von Materie und Geist. Denn wer seinen Acker mit eigener Hand

bebaut, seine Drehbank selbst bedient, dem Handel mit seinen Er-

zeugnissen selbst die Wege bahnt — gerade er kennt die Grenzen

der Materie, kennt die Hindeutung auf höhere Mächte. Kennt er

aber noch dazu die Höhe des Geistes, dann weiß er, daß es einen

hohen Stil des Lebens gebe, der die tiefste Wahrheit, nicht aber

Donquichoterie ist.

Auch im hohen Stil des Lebens, so der heroischen Zeitalter, gel-

ten die Gesetze der Festigkeitslehre für Schwerter. Aber Heldentaten

werden daraus nur durch den Schwung der Seelen. Die Natur ist

immer da, aber der Geist nimmt nicht immer den gleichen Auf-

schwung.

Jeder Materialismus ist unproduktiv. Kunst, Wissenschaft, Meta-

physik und höhere Lebensgestaltung gedeihen nur in dem seiner

Transzendenz bewußten Geiste. Unsere Zeit ist kenntnisreicher, aber

unwissenschaftlicher als Zeiten des Idealismus, technischer, aber un-

künstlerischer, weltlicher, aber ohne Gewißheit der Unsterblichkeit.

„Wo Euer Schatz ist, da

ist

Euer Herz!“

Der Zerstreuer:

Wie soll dem aber abgeholfen werden?

Der Sammler:

Was die Wissenschaft betrifft, einzig und allein durch ein anderes

Erkenntnisideal. Es wird die Zeit kommen, wo man einsieht, daß

echte Wissenschaft nur da sei, wo der Impuls des Übernatürlichen

im Natürlichen aufgezeigt wird.

Der Zerstreuer:

Wie soll die exakte Wissenschaft je das erschwingen, da sie stets

nur vom Bedingenden zum Bedingten fortschreitet?

Von der

Laplacischen