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Der Sammler:
Die Antwort gibt uns Meister Eckehart: „Werk als Werk und
Zeit als Zeit, die sind verloren, aber die Frucht bleibt.” Eines der
tiefsten Worte des Meisters.
Der Zerstreuer:
Finsternis des
Hier entsteht noch eine neue bange Frage: In der Finsternis
Lebens
dieses Lebens, so grausig sie sei, deutet noch immer etwas auf Licht,
sagst du — woher aber die Finsternis, woher überhaupt alle Unvoll-
kommenheit?
Wie
kann
das
Bei-sich-selbst-Seiende,
der
Geist,
in
Unvollkommenheit und Schwäche verfallen? — wie Gottes Schöp-
fung anderes als Kraft und Wonne sein?
Der Sammler:
Halt, mein lieber Freund, du überschreitest mit dieser Frage un-
sere heutige Aufgabe.
Das sind Geheimnisse der Metaphysik, an die du rührst, der Ur-
sprung des Übels, das Wesen der Materie, das Schicksal des Gei-
stes in der Welt und Vorwelt.
Der Geist gleicht dem Prometheus, der an den Felsen der Materie
geschmiedet ist. Er, der Herr war, ist nun Knecht. Glückselig, wenn
nur die Gewißheit höherer Abkunft in uns bewahrt wird.
Der Zerstreuer:
Warum spricht das Zeugnis des Geistes nicht laut und vernehmlich
in uns von seiner höheren Abkunft?
Der Sammler:
Spricht es nicht laut, so doch oft vernehmlich, wenn nur das
innere Ohr erst geweckt ist. Das wissen gerade wir hier im Felde,
wo Gefahr und Leiden so oft das höhere Aufleben des inneren Men-
schen bewirken.
Wie viel Größe und Aufopferung ist hier, in der Nähe des Todes!
Kommen diese Menschen nach Hause, sie werden wieder verdäm-
mert, ja vielleicht schlecht.
Das Zeugnis,
Laß uns das stumme Zeugnis richtig deuten, das wir oft vor Augen
das uns die
sehen, die Tapferkeit!
Tapferkeit
In der Tapferkeit tritt die Macht hervor, auf unser Leben zu
verzichten. Kann es ein deutlicheres Zeugnis dafür geben, daß wir
uns über die Natur zu erheben vermögen?
In der Tapferkeit nimmt der Mensch einen überzeitlichen Stand-
punkt aus elementarem Drange ein.