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Für die sinnlich-stoffliche Auffassung des Lebens ist Tapferkeit

sinnlos, nur für jene Auffassung ist sie es nicht, für die es Hingabe

an ein Höheres, Verpflichtendes überhaupt geben kann und die Frucht

dieser Hingabe dem Einzelnen auch mit zufällt — indem er fortbe-

steht.

Erinnerst du dich der bekannten, geheimnisvoll anmutenden Er-

zählung Seuses? Jetzt, im Felde, verstehen wir sie erst ganz. Seuse

traf in einem Schiffe auf dem Bodensee einen jungen Ritter, der ihm

sagte, wie schwer dem Ritter der Kampf um Ehre und Siegespreis

sei, wie der gute Ritter der Wunden und Schmerzen nicht achten

dürfe und noch dabei fröhlich sein müsse. Daraus lernte Seuse die

Leiden des Lebens sub specie aeterni aufzufassen, wie seine Verse

bezeugen:

„Ihr frummen Ritter, gehabt euch wol,

Kein Leiden euch erschrecken soll

Alles Leiden wenden tuet,

Wer Ewigkeit tregt in seinem Muet.”

Der Zerstreuer:

Der Tapfere wäre dann der innerlich fest gegründete Mensch,

auch wenn er sich selbst keine Rechenschaft von dem letzten Grunde

seiner Zuversicht, der Fortdauer des Geistes, zu geben vermag.

Der Feige dagegen derjenige, dem diese Zuversicht verdunkelt ist.

Der Sammler:

Es kann nicht anders sein. Tapferkeit ist die Zuversicht der un-

sterblichen Heimat.

Wer das Wesen des Geistes einmal erfaßt hat, der hält auch den

Schlüssel zu der Vielfalt der Charaktereigenschaften des Menschen

in der Hand.

Der Tod des Tapferen im Kampfe beruht auf einem Metaphy-

sikum, auf wahrer Selbstlosigkeit, und bringt daher die Seele schnel-

ler zu übersinnlicher Höhe.

Schon der Verwundete ahnt etwas von solcher Läuterung und

erkühnt sich fast des Glaubens, durch seine Wunde die Sünden

abgebüßt zu haben.

Ja, der Krieger ist den Wurzeln des Daseins näher!

Der Zerstreuer:

Kannst du mir nicht noch weitere greifbare empirische Hinweise

geben? Denn das ist es, wonach die naturwissenschaftlich denkende

Welt von heute verlangt.