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zugleich Sich-als-Selbst-Behaupten enthalten — in allen diesen sinn-

lichen Empfindungen liegt eine hohe Erfahrung, diese, daß Selbst-

sein zugleich ein Sein in einem anderen ist, daß durch Identität

mit sich selbst das menschliche Sein nicht völlig erschöpft, sondern

zugleich als Sein in anderer Ebene gewußt wird; daß also (mit

den Kategorien der Ganzheitslehre ausgedrückt) Einerleiheit mit sich

selbst und Selbfremdheit zusammengehören, was uns Gezweiung

und Rückverbundenheit ja verständlich machen.

Wenn wir unser irdisches Selbstsein verlassen, so geben wir da-

mit nicht unser ganzes Sein auf, denn wir haben auch ein anderes,

das selbfremde Sein.

Wir verlieren das Dasein, das wir leiblich haben, aber wir behalten

das höhere Sein, das selbfremde Vor- oder Übersein, das wir durch

Rückverbundenheit besitzen.

Der Zerstreuer:

Dem Empiriker wird deine Behauptung eines doppelten Seins

paradox erscheinen; dem Kenner der ganzheitlichen Kategorienlehre

wohl nicht, auch nicht dem, der sich in den Gehalt jener Grenz-

empfindungen zu versenken vermag; aber als zwingenden Beweis

wirst du sie den meisten nicht anführen können.

Der Sammler:

Darum vertraute ich sie dir als ein Geheimnis an.

Erfahrungen, die nicht alle machen können, vermögen für jene,

die sie nicht machen, keine Beweise zu bilden. Und die Kategorien-

lehre der Ganzheit, die vielleicht aus demselben Grunde nicht jedem

völlig erschwinglich ist (obwohl ich glauben möchte, sie sei rein

logisch begründbar), vermag freilich auch nicht ohne weiteres als

ein solcher Beweis zu leuchten, der für jeden verbindlich wäre.

Wenn aber ein Beweis nicht für alle Menschen verständlich und

daher verbindlich zu sein vermag, soll er darum auch von jenen

entbehrt werden, die ihn verstehen?

Der Zerstreuer:

Gewiß nicht.

Der Sammler:

Am besten belehrt uns über außerordentliche Geisteszustände und

die Grenzen der Empfindung die tiefsinnige griechische Sage, wo-

nach Teiresias, genötigt, einen Streit zwischen Zeus und Hera zu

entscheiden, von der Hera, der sein Spruch mißfiel, seines Gesichts