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Von Schillers Unsterblichkeitsglauben haben wir untrügliche Be-

weise. „Thekla, Eine Geisterstimme” sagt von dem verewigten

Wallenstein:

„Und er fühlt, daß ihn kein Wahn betrogen,

Als er aufwärts zu den Sternen sah;

Denn wie jeder wägt, wird ihm gewogen;

Wer es glaubt, dem ist das Heil’ge nah.”

In der „Hoffnung”:

„Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,

Erzeugt im Gehirne des Thoren.

Im Herzen kündet es laut sich an:

Zu was besserm sind wir gebohren,

Und was die innere Stimme spricht,

Das täuscht die hoffende Seele nicht.”

Schiller schrieb in eine Bibel:

„Nicht in Welten, wie die Weisen träumen,

Auch nicht in des Pöbels Paradies,

Nicht in Himmeln, wie die Dichter reimen, —

Aber wir begegnen uns gewiß.”

In der Abhandlung „Über den Zusammenhang der thierischen

Natur des Menschen mit seiner geistigen” von 1780 verrät er uns,

wie er über das künftige Leben und den Zeitpunkt des Todes denkt.

„. .. auf den Zeitpunkt, wo der Geist den Zwek seines Daseyns in

diesem Kreise erfüllt hat, hat zugleich eine inwendige unbegreifliche

Mechanik auch seinen Körper unfähig gemacht, weiter sein Werkzeug

zu seyn ... Die Materie zerfährt [beim Tode] in ihre lezte Elemente

wieder, die nun in andern Formen und Verhältnissen durch die Reiche

der Natur wandern, andern Absichten zu dienen. Die Seele fähret fort,

in andern Kreisen ihre Denkkraft zu üben, und das Universum von

andern Seiten zu beschauen. Man kann freilich sagen, daß sie diese Sphäre...

vollkommener hätte verlassen können, aber weiß man dann, daß diese

Sphäre für sie verloren ist ? Wir legen izo manches Buch weg, das wir

nicht verstehn, aber vielleicht verstehn wir es in einigen Jahren besser.”

Das sind Worte, aus der Quelle geschöpft, gleich jenen der Jungfrau:

„Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude.”

Auch die großen Spanier Lope de Vega, Calderon, Cer-

vantes gaben unbestreitbare Zeugnisse ihres Unsterblichkeitsglau-

bens, und für Shakespeare braucht man nur auf „Hamlet” und

den „Sturm” zu verweisen.

Daß die Dichter der Romantik sämtlich von der Unsterblich-

keit des Menschen durchdrungen waren, versteht sich von selbst,