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„Ein sehr interessantes Studium ist das der Schwäche, bei der sich
die Helden des Wissens nicht viel aufzuhalten pflegen. Ich bin bei ganz
kleinen Kindern in die Schule gegangen; ich habe Jahre lang die
schwache Hand kranker Menschen gehalten und habe öfters vor der
allergrößten menschlichen Ohnmacht gestanden — vor dem Bette des
Sterbenden. Und was meinst du, daß ich da gesehen und gelernt habe?
Ich habe die Flamme eines ewigen Lichtes gesehen, das da schon
aus den Augen und Geberden des Unmündigen strahlte; ich habe
eine moralische Kraft und Stimmungen des Gemüthes gefunden, welche
nicht vom Leiblichen stammten und den Scenen dieser Welt nicht ent-
sprachen, sondern die Bedeutung höherer Zwecke hatten; ich habe eine
Macht des Geistes bewundert, die unmöglich mit dem letzten Athem-
zuge erlöschen kann, sondern in eine Welt der Zukunft hinüber wirken
muß.”
Der große deutsche Geschichtsschreiber Leopold von Ranke sagt
bei der Schilderung des Todes der Königin Elisabeth in seiner
„Englischen Geschichte”:
„Im jedem großen Leben wird ein Augenblick eintreten, wo die Seele
empfindet, daß sie nicht in der gegenwärtigen Welt aufgeht, und sich
von derselben zurückzieht.”
Nun Männer des tätigen Lebens.
Moltke, dessen Wahlspruch war: „Erst wägen, dann wagen!”,
sprach sich in hohem Alter mit Zuversicht aus:
„Unmöglich kann dies Erdenleben ein letzter Zweck sein. Wir ha-
ben ja nicht um dasselbe gebeten, es ward uns gegeben, auferlegt. Eine
höhere Bestimmung müssen wir haben . . . Sollen die uns rings umge-
benden Räthsel sich niemals klären . . . ? Wozu die tausend Fäden von
Liebe und Freundschaft, die uns mit Gegenwart und Vergangenheit
verbinden, wenn es keine Zukunft gibt, wenn alles mit dem Tode aus
ist?”
Moltke ist überzeugt, Vernunft und Gemüt müsse der Seele im
Jenseits verbleiben.
Bismarcks Unsterblichkeitsglaube wurde von ihm wiederholt of-
fen bekundet. Schon im Jahre 1863 schrieb er in einem Briefe an
seinen Schwager:
„Wir sollen uns an diese Welt nicht hängen und nicht in ihr heimisch
werden; noch 20 oder 30 Jahre im glücklichsten Falle, und wir beide sind
über die Sorgen dieses Lebens hinaus ... Es wäre das an- und ausziehn
nicht werth, wenn es damit vorbei wäre . . .”
In einer Rede vom 1. März 1870 bekennt er sich ausdrücklich zu
dem Glauben, „der Tod sei ein Übergang von einem Leben in
das andere”. Ein andermal sagt er: