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„Ich bin Gottes Soldat, und wo er mich hinschickt, da muß ich gehn ...

Seinen Willen nach besten Kräften zu tun, bin ich entschlossen.”

Für die großen metaphysischen Philosophen seit Sokrates und

Platon eigene Zeugnisse anzuführen, ist überflüssig, besonders die

vielfachen Leibnizens und Schellings (so in dem schönen Frag-

ment „Clara”), ebenso Fichtes, Baaders und Herbarts. Aristo-

teles gab in der „Nikomachischen Ethik” unbezweifelbare Beweise

seiner Überzeugung, auch Hegel ist mit Unrecht umstritten.

Sogar der vorsichtige Kant behandelt die Unsterblichkeit kei-

neswegs als ein nur erklügeltes „Postulat”, vielmehr als lebendige

Überzeugung, als innere Notwendigkeit. In den „Träumen eines

Geistersehers” sagt er:

,,. .. es hat wohl niemals eine rechtschaffene Seele gelebt, welche den

Gedanken hätte ertragen können, daß mit dem Tode alles zu Ende sei, und

deren edle Gesinnung sich nicht zur Hoffnung der Zukunft erhoben

hätte.”

Von den Schülern des Idealismus— dem jüngeren Fichte, Weiße,

Ulrici, Sengler, Lotze, Fechner und vielen anderen — versteht

es sich von selbst, daß sie die Unsterblichkeit lehrten.

Der Zerstreuer:

Es wird manchen überraschen, daß auch Giordano Bruno, der so

oft naturalistisch aufgefaßt wird, zu den Verfechtern der Unsterb-

lichkeit gehört. Ich erinnere mich folgender Verse:

„Nimmer vergeht die Seele; vielmehr die frühere Wohnung

Tauscht sie mit neuem Sitz und lebt und wirket in diesem.”

Der Sammler:

Dahin geht Eingebung und Instinkt aller großen Philosophen.

Blicke in die Vergangenheit, so siehst du das gesamte Heiden-

tum auf erlebtem Unsterblichkeitsglauben beruhen. Die alte Welt

lebte, wie unwiderleglich ihr allverbreiteter, nirgends fehlender Ahnen-

kultus beweist (ein paar literarische Äußerungen sind dagegen nichts),

ausnahmslos der Überzeugung nicht nur, nein, der inneren Anschauung

der Unsterblichkeit. Warum? —weil sie mehr Unmittelbarkeit, mehr

Schauungskraft hatte als der mechanistische Mensch von heute und

mit den Weltprinzipien noch in engerer Fühlung stand! Der Ein-

heriergedanke der alten Germanen, die aufopfernde Gotteskämpfer-

schaft, beweist uns die lebensgestaltende Bedeutung ihres Unsterb-

lichkeitsglaubens. Deutlich spricht auch die erhaltene Inschrift eines

Hierophanten der Eleusinischen Mysterien: