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g ü n s t i g f ü r d i e A u f n a h m e u n s e r e r S c h r i f t a u s ?

Welche Mißverständnisse, welche Gefahren, an wesentlichen Inhal-

ten vorbeizusehen, könnten sich aus diesem Abstand und aus diesem

Klimawechsel ergeben? Wie weit können einführende Worte helfen,

diesen Mißverständnissen und diesem möglichen Vorbeisehen zuvor-

zukommen?

Überlege ich mir diese Frage, so kommt mir zunächst eine Ein-

zelheit in den Sinn. Gewisse Gedanken über den Krieg, der die Men-

schen zur nötigen Tapferkeit zwingt, scheinen uns heute insoferne

überholt zu sein, als sich das Wesen des Krieges selbst seit Hiro-

schima grundlegend gewandelt hat. Wie könnte Spann heute noch

schreiben: „Darum: jedes neu kommende Geschlecht muß die fürch-

terlichen Leiderfahrungen, die dem Menschen bestimmt sind, Kriege

und Katastrophen aller Art, immer wieder machen. Das gehört zum

Sinn der Geschichte, weil es zum Sinn des Lebens gehört.

1

“ Zum

Verständnis dieser Worte ist zu beachten, daß sie vor dem fürchter-

lichen Ende des ersten Weltkrieges und vor der leidvollen Erfah-

rung, welche er mit sich brachte, niedergeschrieben wurden. Von

unserem zeitlichen Abstand vom ersten und erst recht vom zweiten

Weltkrieg aus können wir ihnen nicht zustimmen. Wir können auch

nicht gut annehmen, daß Spann diese Meinung dem „Sammler“ in

den Mund gelegt hätte, wenn er das „Gespräch“ in der Zeit nach

dem zweiten Weltkrieg zu Faden geschlagen hätte.

Wie dem auch sei, schon von dieser gewiß für sich selbst nicht

unwichtigen Einzelheit her wäre man versucht zu sagen, der gün-

stigste Zeitpunkt für die Veröffentlichung des „Gesprächs“ sei ver-

paßt.

Aber gemach! Von Einzelheiten her läßt sich eine so grundsätz-

liche Frage nicht entscheiden. Der Beweisgedanke, auf den es bei

dieser Einzelheit ankommt, lautet doch nur: T a p f e r k e i t b i s

z u r H i n g a b e d e s e i g e n e n L e b e n s b e h ä l t i h r e n S i n n

ü b e r d e n e i g e n e n T o d h i n a u s ! Dieser Beweisgedanke aber

behält seine Kraft, solange Tapferkeit ihren Sinn behält.

Ich sprach früher von einem Wandel des geistigen Klimas und

des geistigen Interesses. Findet das Thema „Unsterblichkeit der

Menschenseele“ heute noch jenes Interesse wie etwa in den Jahren,

da Tod und Verderben so gewaltsam und massenhaft in das Völker-

leben eingegriffen hat? Wird nicht etwa darunter das Interesse am

Unsterblichkeitsgespräch Spanns leiden?

Dazu könnte man die folgende Stellungnahme beziehen: Ge-

r a d e w e i l d i e U n s t e r b l i c h k e i t s f r a g e h e u t e e i n

g e r i n g e r e s M a ß v o n I n t e r e s s e f i n d e t , i s t e s z u

b e g r ü ß e n , d a ß n u n m e h r e i n e S c h r i f t e r s t m a l s

d e r

1

Othmar Spann: Gespräch über Unsterblichkeit, oben S. 129.