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„Wahrlich ein schönes Geheimnis verkünden die seligen Götter:

Sterblichen ist nicht ein Fluch, sondern ein Segen der Tod.”

Der Zerstreuer:

Warum verblaßte der Glaube heute?

Der Sammler:

Man sagt wohl, die Hast des Lebens des neueren Menschen sei

es, die ihn aus dem Zusammenhange mit der Ubernatur mehr und

mehr gelöst habe. Allein die Hast, richtiger noch als Sucht zu be-

zeichnen, die seit der Aufklärung das Leben der Völker beherrscht,

ist ja selbst nur eine Erscheinungsform. Der Schwund des Herzens

ist das Ursprüngliche.

Höre zuletzt noch einige Auszüge aus den Mystikern. Der persische

Mystiker Ds chel aleddin Rumi des 13. Jahrhunderts n. Chr. sagt:

„Wohl endet Tod des Lebens Not,

Doch schauert Leben vor dem Tod.

Das Leben sieht die dunkle Hand,

Den hellen Kelch nicht, den sie bot,

So schauert vor der Lieb’ ein Herz,

Als wie von Untergang bedroht,

Denn wo die Lieb’ erwachet, stirbt

Das Ich, der dunkele Despot.

Du laß ihn sterben in der Nacht

Und atme frei im Morgenrot!”

Unser großer Mei st er Eckehart singt das Hohe Lied jenes

unversieglichen Schöpfertums, das der Geist als Leben äußert. Er

führt Geist und Leben kühnlich auf seinen mystischen, übernatür-

lichen Grund, die Anteilnahme am göttlichen Sein, zurück:

„Sô ist kein leben sô bcese noch sô swêrlich, ein mensche welle

dannoch leben... War umbe izzest dû ? War umbe slâfest dû ? Umbe

daz dû lebest.. . Mêr: war umbe lebest dû ? Umbe leben, unde enweist

dannoch niht, war umbe dû lebest. So begirlich ist daz leben in ime

selber, daz man ez umbe sich selber begert. Die in der helle sint in

êwiger pîne, die wölten niht ir leben Verliesen noch vîende noch sêle,

wan ir leben daz ist sô edel, daz ez sunder alle mitel fliuzet von gote

in sie. Dar umbe wellent sie leben. Waz ist leben? Gotes wesen ist mîn

leben. Ist mîn leben gotes wesen, sô muoz daz gotes sîn mîn sîn unde

gotes istikeit mîn istikeit, weder minner noch mêr. Sie lebent êweclich

bî gote, jâ ebengelîch, noch unden noch oben. Sie würkent alliu ir werc

bî gote unde got bî in.”

Mit gleicher Kühnheit sprechen sich andere Mystiker aus, so der

neuere Kerning , der ältere Angelus Si les ius. Dieser sagt in

erhabenen Reimen: