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Schrift zum Katalysator dafür werden, daß jene Leser, welche durch

sie erstmals mit Spanns Gedankenwelt bekannt werden, für das

Ganze seiner Ganzheitslehre Interesse bekommen und auch die an-

deren Schriften Spanns einsehen. Zum Katalysator wird die Schrift

nicht zuletzt dadurch, daß sie an nicht wenigen Stellen zu einem

höchst eindrucksvollen Zeugnis dafür wird, welch beglückende Ein-

blicke Spann in das Wesen und die Eigenart des geistigen Seins

zu vermitteln vermag. Wer sich nur einigermaßen in den Gedanken-

gang einzufühlen versucht, wird die folgenden Worte als Kostbar-

keiten vermerken: „Es ist etwas Großes um den Geist. Selig, wer

ihn ganz verstünde!

1

“ „Es ist eine Lust, der Größe des Geistes immer

wieder nachzusinnen

2

.“

Welche Funktion hat Spann seinem „Gespräch“ im Ganzen seiner

Veröffentlichungen eingeräumt? Er hat sich darüber in seiner Reli-

gionsphilosophie

3

folgendermaßen geäußert: „In der Verwandtschaft

der menschlichen Seele mit Gott liegt unmittelbar das Bewußtsein

der Unzerstörbarkeit ihres Wesenskernes beschlossen — unmittelbar!

Daher gibt es wohl nachträgliche Unsterblichkeits b e w e i s e , Be-

weise, welche aus anderen Indizien schöpfen, vor allem aus der

Analysis des menschlichen Geistes als eines nicht-naturhaften — aber

nur eine innere Erfahrung, aus welcher die Unsterblichkeitsüber-

zeugung zuerst fließt, die mystische.“ Dabei gibt Spann zum Aus-

druck „nicht-naturhaft“ die Fußnote: „So Platons Phaidon. Vgl. auch

mein ,Gespräch über Unsterblichkeit

1

.“

Dieses Zitat gibt mir zunächst Anlaß zu einer terminologischen

Bemerkung. In ihm wird nicht der allzuleicht zu Mißverständnissen

führende Ausdruck „Übernaturhaft“ gebraucht, sondern der unver-

fänglichere Ausdruck „nicht-naturhaft“. Wenn im „Gespräch“ von

„Übernatur“ geredet wird, so ist dies nicht in jenem Sinne zu ver-

stehen, in welchem die christliche Theologie diesen Ausdruck ge-

braucht. Während diese damit die Gnadenordnung in ihrem beson-

deren Rang herausstellen will, meint Spann den besonderen Vorzug

der Geistesordnung gegenüber der stofflichen Welt.

Auffallend ist für mich ferner die Tatsache, daß in diesem Zitat

Spann nicht von einem Gespräch über d i e Unsterblichkeit, sondern

von einem Gespräch über Unsterblichkeit redet. Handelt es sich

hier lediglich um eine Flüchtigkeit oder wollte Spann durch Weg-

lassung des bestimmten Artikels andeuten, daß es ihm im „Gespräch“

nunmehr nicht so sehr darauf ankomme, die vulgäre Vorstellung

der Unsterblichkeit als richtig oder doch annähernd zutreffend nach-

1

Othmar Spann: Gespräch über Unsterblichkeit, oben S. 62.

2

Othmar Spann: Gespräch über Unsterblichkeit, oben S. 71.

3

Othmar Spann: Religionsphilosophie auf geschichtlicher Grundlage,

Wien 1947, S. 78.