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Gefahr hin, daß dieser — besonders bei ausschließlicher Kenntnis-
nahme von diesem „Gespräch“ — nicht alles zu fassen vermag, die
verschiedensten Köstlichkeiten in den Schoß schüttet, die ihn das
einigende Band ahnen lassen, welches Natur- und Geistesordnung
im Innersten zusammenhält.
Zunächst möchte man meinen, Spann habe diesen Ausblick nur
vermittelt, um Anstöße zum Lesen seiner Naturphilosophie zu bieten,
so wie seine Geisteslehre den Anstoß zum Lesen seiner Schrift
„Erkenne Dich selbst“ geben will. Aber bei tieferer Betrachtung
wird klar, daß Spann seinen Unsterblichkeitsbegriff nicht genügend
verdeutlichen oder doch nicht genügend entfalten könnte, wenn er
diesen Ausblick nicht böte. Wenngleich dem einzelnen Menschen
Unsterblichkeit auf Grund seiner Geistigkeit und Persönlichkeit
zuteil wird, faßt Spann das unsterbliche Dasein doch keineswegs als
ein Loslösen des Geistes und des Persönlichkeitskernes von allen
Bezügen zu Sinnlichem und Materiellem auf. Sein Unsterblichkeits-
begriff unterscheidet sich insofern sehr wohl von jenem der Griechen,
wenngleich hier wie dort der Unsterblichkeitsbeweis aus dem Wesen
des Geistigen geführt wird. Spann will auch für das Leben nach
dem Tod und für den Zustand der Vollkommenheit die Sinnlichkeit
und die Beziehung zur sinnfälligen Welt durch die Sinnlichkeit nicht
ausklammern.
Auch wenn man sich den hier aufscheinenden Unsterblichkeits-
begriff nicht aneignet und wenn man zögert, Spanns Gedanken-
gänge als vollgültige Unsterblichkeits b e w e i s e anzuerkennen,
wird man doch wenigstens das eine sagen müssen: Die Unsterblich-
keitsüberzeugung kann zwar in bestimmten Formen, muß aber
durchaus nicht in jeder Form mit einem Mangel an Gespür für die
arteigenen Werte von Erde, Natur, Materie, Weltall und so fort be-
haftet sein. Daß dies nicht der Fall sein muß, beweist die hier
besprochene Schrift, welche einerseits die Unsterblichkeit des Men-
schen, allerdings in einer bestimmten Ausprägung dieses Begriffes,
nicht nur behauptet, sondern sogar nachzuweisen sucht, anderseits
aber ein Maß der N a t u r l i e b e u n d N a t u r f r e u d e ,
N a t u r b e g e i s t e r u n g u n d N a t u r d u r c h g e i s t i g u n g
z e i g t , w e l c h e v o n k e i n e m e i n z i g e n j e n e r ü b e r -
b o t e n w i r d , w e l c h e g e g e n d e n U n s t e r b l i c h k e i t s -
g e d a n k e n i m g a n z e n m i t d e r B e h a u p t u n g z u
F e l d e
z i e h e n , e r e n t f r e m d e d e n M e n s c h e n s e i n e r A u f -
g a b e a n d e r N a t u r u n d a m i r d i s c h e n D a s e i n .
Die Ausführungen des dritten Teiles müssen mit jenen Aus-
sagen des ersten Teiles zusammengesehen werden, in welchen Spann
den Geist „leibfrei“ nennt. Diese Aussagen könnten für sich selbst
auch mißverstanden werden, sie bekommen ihr entscheidendes Pro-
fil erst zusammen mit den Äußerungen des dritten Teiles.