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Notwendigkeit, bei jeder Ausgliederung Teilinhalte („Teilganze“)

und „Stufen“ zu unterscheiden, auf denen sich immer neue Aus-

gliederungen vollziehen. Die Teilinhalte stehen zueinander in „Ent-

sprechung“, sie bedingen einander in ihrer wesenhaften Ungleich-

heit. Daraus werden dann weitere Kategorien abgeleitet, auf die wir

hier nicht eingehen können.

Von entscheidender Wichtigkeit ist aber folgendes: Da das Ganze

als geistige Wesenheit vor und über den Gliedern steht, geht es in

ihnen nicht unter, die Glieder bleiben in ihm befaßt und aufge-

hoben. Dies ergibt eine der Ausgliederung entgegenstehende Grund-

kategorie, die Spann „Rückverbundenheit“ nennt. Das Höhere geht

in den Ausgliederungen nicht verloren — die uralte Widerlegung

des Pantheismus, der Gott in seiner Schöpfung auf gehen läßt! —,

es bleibt dauernd ihre Grundlage, ihr Halt. Wäre es anders, so müß-

ten die Teile nach der Ausgliederung sofort beziehungslos ausein-

anderfallen. Dieser Gedanke der Rückverbundenheit ist also von

größter Wichtigkeit, ja man darf sagen, daß in ihm erst die Tiefe

der Ganzheitslehre, ihr Esoterisches, sichtbar wird. Rückverbunden-

heit besteht auch dauernd, während an die Stelle der Ausgliederung

nach Vollzug der Schöpfung die „Umgliederung“ tritt, die freilich in

einer neuen Setzung („Gründung“) ihren Ursprung haben muß.

Die philosophischen Folgerungen aus der Kategorienlehre brach-

te 1928 das Buch „Der Schöpfungsgang des Geistes“. Das ganze

überlieferte Gebäude der Philosophie wird hier durchschritten und

von dem neuen Grunderlebnis her neu gefestigt. Nur die wesent-

lichsten Gedanken sollen hier angeführt werden, die auch für das

„Gespräch über Unsterblichkeit“ bedeutsam wurden. — Am Anfange

steht die Einsicht, daß alles Sein Ausgliedern, also Tätigkeit sei. Da

aber alles irdische Schaffen ein abgeleitetes ist, gilt der Satz: Alles

Sein ist Schaffen aus Geschaffenwerden. Bei näherer Betrachtung

ergibt sich ein Stufenbau des Geschaffenwerdens (der Eingebung,

Schau) und des Schaffens (durch tätige Annahme der Eingebung),

der zuletzt auf ein Urschaffen weist, das alles in sich befaßt, auf

Gott. Da aber der geschaffene Geist in seiner Zersplitterung einen

Gegenspieler verlangt, offenbart sich Gott in zwei Seinsordnungen:

Geist und Stoff. Sie sind wesenhaft verschieden: der Geist denkt, der

Stoff verräumlicht sich. Unmöglich ist es daher, eines aus dem an-

deren abzuleiten oder allmähliche Übergänge anzunehmen. Dennoch

besteht ein Zusammenwirken — in der organischen, belebten Natur

—, das Spann als „Gezweiung höherer Ordnung“ bezeichnet.

Den beiden Seinsordnungen entsprechen zwei philosophische

Grunddisziplinen: die Philosophie des Geistes und die Naturphilo-

sophie.

Die Lehre vom Geiste nimmt ihren Ausgang von der Gotteslehre,

führt über die Ideenlehre zur Lehre vom „objektiven Geist“ (der