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Durchschüssen abgesehen — ohne Gliederung durch. Für die nächste Ab-
schrift schrieb Spann mehrmals kurzschriftlich an den Rand: „Mimi!
Bitte hier neue Seite beginnen!“ oder „Mimi! bitte neue Seite!“, so zu
Anfang und Ende des nur durch eine nachträgliche Marginalie bezeich-
neten „Pantheistischen Zwischenspiels“.
Der im Inhaltsverzeichnis erst später mit Bleistift angemerkten „(Un-
terbrechung des Gesprächs)“ -— dem nachmaligen Einschlag der Granate
und Ende des Ersten Teils — entspricht im Text nur die Anweisung:
„Setzer! Größerer Absatz“.
Die letzte Seite des Textes enthält, mit der Anweisung „Setzer! Eigenes
Blatt“, von Spann geschrieben das Gedicht:
„ΕΛΠΙΣ“,
Hoffnung.
Doch solcher Grenze, solcher eh’rnen Mauer
Höchst widerwärt’ge Pforte wird entriegelt;
Sie stehe nun mit alter Felsendauer!
Ein Wesen regt sich leicht und ungezügelt;
Aus Wolkendecke, Nebel, Regenschauer
Erhebt sie uns, mit ihr, durch sie beflügelt:
Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt nach allen Zonen;
Ein Flügelschlag! — und hinter uns Äonen!“
Die Handschrift dieser ersten erhaltenen Fassung des „Gespräches
über Unsterblichkeit“ steckt noch, einmal gefaltet, in einem Umschlag mit
Spanns Anschrift, dem Absenderstempel „Elsa Bruckmann, München 23,
Leopoldstraße 10“ und dem Poststempel „München, 27. 11. 39“. Ein Be-
gleitschreiben lag wohl nie bei, da die Sendung den Vermerk „Ge-
schäftspapiere“ trug.
Es ist anzunehmen, daß die Verlegersgattin Elsa Bruckmann das „Ge-
spräch“ in jenem Zustande erhalten hatte, in dem es sich befand, als
Othmar Spann unter den „Vorbericht“ mit Bleistift das Datum „Im
Frühjahr 1939“ setzte.
Damals war die Handschrift wohl nicht mehr die bloße Reinschrift,
die den Grundstock von H1 bildet und mutmaßlich zwischen Herbst 1938
und dem Frühjahr 1939 geschrieben worden war. — Denn die letzte Seite
ihres „Vorberichts“, die dieses Datum trägt, war ja (vgl. oben Seite 182,
Zeile 17 f.) bereits bearbeitet.
Wie weit diese Bearbeitung ging, ist nicht festzustellen; doch ist wohl
anzunehmen, daß sie nach der ergebnislosen Rückkehr der Handschrift
fortgesetzt wurde, also erst nach November 1939 das heutige Ausmaß er-
reichte.
Z w e i t e F a s s u n g (H2)
Die zweite erhaltene Fassung des „Gespräches über Unsterblichkeit“
besteht aus insgesamt 228 mit Tinte handgeschriebenen Seiten, zumeist
aus demselben Papier wie H1; die später eingeschobenen Blätter sind,
wohl eine Folge des indessen ausgebrochenen Krieges, zum Teil aus
schlechterem, daher auch stärker vergilbtem Papier.
Der Grundstock der Handschrift ist auch hier eine sorgfältige Rein-
schrift derselben Schreiberin wie in H1 Daß sie nicht bloß abschreiben