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bewußtlos verblutet wäre, hätte man ihn nicht zufällig noch rechtzeitig

gefunden:

„ D e r S a m m l e r : Und daraus folgert er, daß mit dem Tode alles

aus sei? Der Unbedachte! Er hat wohl sein Inneres schlecht beobachtet.

Ich wurde selber bei meiner Verwundung ohnmächtig und kann Dir

aus eigener Erfahrung antworten. Schon allein das A u f w a c h e n

aus einer tiefen Ohnmacht ist ein Ereignis, welches von der Selbstän-

digkeit unseres inneren Lebens zeugt. Jene Materialisten, welche die

Seele suchen, aber nicht finden, könnten sie hier leicht feststellen. Man

hört nämlich zuerst die Welt, allmählig, als ein fernes, fernes Brausen

unendlich leise, und wird in der ungeheuren geistigen Anstrengung,

diese leisesten Laute aufzufassen, der S e l b s t s e t z u n g inne, der

e i g e n e n T a t , die im Bewußtsein liegt. Indem diese eigene Tat jene

Laute erfaßt, immer stärker, bestimmter, meisterlicher und freier er-

faßt, kommt der Geist zu sich selbst, setzt er sich selbst, und wird da-

mit seiner selbst mächtig. Er kommt sich selbst zum Bewußtsein, indem

er seine Empfindungen frei auffaßt.

Gewiß, auch hier waren körperliche Voraussetzungen gegeben,

nämlich daß ich nicht verblutete. Aber beweist das, daß das, was schon

bewiesen ist, nämlich eine Tat rein geistiger Art, das innere Leben, die

Seele, nicht existiere?

Der Z e r s t r e u e r : So hätte auch der Verblutende ein geistiges

Erwachen erlebt?

Der S a m m l e r : Wie eindeutig zu schließen! Denn den Regeln

der Logik nach, liegt der Fall so:

Jener Skeptiker schließt aus einem Mangel — dem Nichtbeobachten

des Aufwachens beim Verblutenden — auf die Nichtexistenz der Seele.

Das verstößt aber gegen die elementare Regel, daß aus einer Vernei-

nung nichts folge.

Der Wissende hingegen stellt aus einer Beobachtung — z. B. dem

Erwachen aus der Ohnmacht oder den Todesekstasen mannigfacher

Art, z. B. bei drohendem Ertrinken und wirklich Sterbenden — das

Vorhandensein des inneren Lebens, der geistigen Seele, fest. Jener also

schließt gegen die Regel, dieser schließt nicht einmal, sondern stellt aus

Erfahrungsfällen fest.

Diese Feststellung ist untrüglich und tausendfach bezeugt; jener

Schluß unerlaubt, denkwidrig.“

Othmar Spann selbst wurde im Ersten Weltkriege verwundet.

Auf einem Blatt, das unter der gestrichenen Seitenzahl kurzschrift-

lich den Vermerk „Später“ trägt, antwortet der Sammler auf die Frage,

ob nicht gegen Gott als das Unendliche das Endliche, also die Schranke,

gesetzt werden müsse:

„Das Wort ,Unendlichkeit“ ist in der Geistesphilosophie gefährlich.

Denn es kommt von der Raumanschauung her, wo es die Grenzen-

losigkeit des Raumes bedeutet.

Kann man aber diese Anschauung auf das Geistige übertragen?

Nein, denn der Geist ist als das, was sich selbst denkt, sich selbst

erfaßt, faßt — ist Begrenzung, Formung; freilich nicht im räumlichen

Sinne, sondern im Sinne der Bestimmtheit.