Dokumentation der Fachtagung
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Diese vielfältigen Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten erschweren es, ein
einheitliches Berufsbild zu zeichnen. Verstärkt wird dies durch ganz verschiedene
Selbstzuschreibungen von Sozialarbeitern und Sozialpädagog/innen, je nach
eigenem Arbeitsfeld und Auftrag: Kolleg/innen bezeichnen sich als Streetworker,
Bewährungshelfer/innen, Coaches, Sucht‐ oder Schuldnerberater/innen.
Im Zusammenhang mit der beruflichen Identität wird auch die Methodenfrage
relevant, wenn Kolleg/innen, die z.B. im niederschwelligen Bereich oder im
sozialpädagogischen Wohnkontext tätig sind, sich quasi rechtfertigen müssen, ob
mit Jugendlichen im Park Basketball‐Spielen oder mit Klienten in einer WG
Abendessen vorzubereiten Arbeit sei! Die Sicherheit im eigenen Beruf wächst,
wenn die fachliche Tätigkeit mit differenzierten Worten ausgeführt und
argumentiert werden kann. (vgl. Galuske 2007, S.15).
Historisch gesehen ist das Berufsfeld Soziale Arbeit
aus den beiden
Entwicklungssträngen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik zusammengewachsen.
Sozialarbeit
als Hilfeangebot hat sich aus dem gesellschaftlichen Bedarf heraus
entwickelt, Menschen, die von Armut, Verelendung, psychosozialen Problemen
betroffen sind, zu unterstützen und Hilfeangebote zu setzen. Wesentlich dabei war
die Absicht, negative gesellschaftliche Folgen wie etwa soziale Unruhen zu
vermeiden und den Ansprüchen der wachsenden Wirtschaft nach angepassten und
qualifizierten Arbeitskräften nachzukommen.
Sozialpädagogik
lässt sich ursprünglich auf Konzepte der Armenerziehung und
Waisenfürsorge zurückführen und basiert auf der Tatsache, dass Kinder beim
Heranwachsen Unterstützung brauchen. Sie hat sich als Reaktion auf den Bedarf an
Erziehungshilfe und als Unterstützung bei der Wahrnehmung von Entwicklungs‐
und Bildungschancen für die Heranwachsenden und als Instrument der
gesellschaftlichen
Normalisierungs‐ und Anpassungsabsichten etabliert.
Seit den 1960‐er Jahren haben sich die beiden Arbeitsfelder
einander angenähert
und werden nun mit dem Überbegriff „Soziale Arbeit“ bezeichnet. Sozialarbeit hat
sich zunehmend mit der Entwicklung von Handlungs‐ und
Bewältigungskompetenzen ihrer Zielgruppen befasst, wie sie besonders in der
Erziehung und Bildung diskutiert werden und Sozialpädagogik ist vermehrt auf die
gesellschaftlichen Bedingungen, die für Erziehung und Bildung vorausgesetzt
werden müssen, sowie auf allgemeine Fragen der Hilfe, Unterstützung, Beratung
und Förderung eingegangen. (vgl. von Spiegel S.19 ff).
Dieses Professionsverständnis erscheint mir deswegen so wichtig, weil in der
beruflichen Praxis die Übergänge oft fließend sind, weil in der Literatur
wechselweise von Sozialarbeit oder von Sozialpädagogik die Rede ist und weil
gerade im Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit beide Begrifflichkeiten verwendet
werden. So hängt auch die methodische Akzentuierung von der jeweiligen
Ausrichtung von Schulsozialarbeit ab, ob eher freizeitpädagogische Angebote
gesetzt werden (z.B. Neigungsgruppen oder Schülertreff) oder ob intervenierende
Aufträge im Vordergrund stehen (z.B. Einzelfallhilfe, Vernetzungsaktivitäten).
Schwierigkeit
eines
einheitlichen
Berufsbildes
Zusammen‐
wachsen von
Sozialarbeit und
Sozialpädagogik
Überbegriff
„Soziale Arbeit“
Professions‐
verständnis ist
wichtig, weil
Übergänge oft
fließend sind