SSA Dokumentation 2012 - page 18

Dokumentation der Fachtagung 
16
Diese vielfältigen Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten erschweren es, ein 
einheitliches Berufsbild zu zeichnen. Verstärkt wird dies durch ganz verschiedene 
Selbstzuschreibungen von Sozialarbeitern und Sozialpädagog/innen, je nach 
eigenem Arbeitsfeld und Auftrag: Kolleg/innen bezeichnen sich als Streetworker, 
Bewährungshelfer/innen, Coaches, Sucht‐ oder Schuldnerberater/innen. 
Im Zusammenhang mit der beruflichen Identität wird auch die Methodenfrage 
relevant, wenn Kolleg/innen, die z.B. im niederschwelligen Bereich oder im 
sozialpädagogischen Wohnkontext tätig sind, sich quasi rechtfertigen müssen, ob 
mit Jugendlichen im Park Basketball‐Spielen oder mit Klienten in einer WG 
Abendessen vorzubereiten Arbeit sei! Die Sicherheit im eigenen Beruf wächst, 
wenn die fachliche Tätigkeit mit differenzierten Worten ausgeführt und 
argumentiert werden kann. (vgl. Galuske 2007, S.15). 
Historisch gesehen ist das Berufsfeld Soziale Arbeit
aus den beiden 
Entwicklungssträngen der Sozialarbeit und Sozialpädagogik zusammengewachsen. 
Sozialarbeit
als Hilfeangebot hat sich aus dem gesellschaftlichen Bedarf heraus 
entwickelt, Menschen, die von Armut, Verelendung, psychosozialen Problemen 
betroffen sind, zu unterstützen und Hilfeangebote zu setzen. Wesentlich dabei war 
die Absicht, negative gesellschaftliche Folgen wie etwa soziale Unruhen zu 
vermeiden und den Ansprüchen der wachsenden Wirtschaft nach angepassten und 
qualifizierten Arbeitskräften nachzukommen. 
Sozialpädagogik 
lässt sich ursprünglich auf Konzepte der Armenerziehung und 
Waisenfürsorge zurückführen und basiert auf der Tatsache, dass Kinder beim 
Heranwachsen Unterstützung brauchen. Sie hat sich als Reaktion auf den Bedarf an 
Erziehungshilfe und als Unterstützung bei der Wahrnehmung von Entwicklungs‐ 
und Bildungschancen für die Heranwachsenden und als Instrument der 
gesellschaftlichen 
Normalisierungs‐ und Anpassungsabsichten etabliert. 
Seit den 1960‐er Jahren haben sich die beiden Arbeitsfelder
einander angenähert 
und werden nun mit dem Überbegriff „Soziale Arbeit“ bezeichnet. Sozialarbeit hat 
sich zunehmend mit der Entwicklung von Handlungs‐ und 
Bewältigungskompetenzen ihrer Zielgruppen befasst, wie sie besonders in der 
Erziehung und Bildung diskutiert werden und Sozialpädagogik ist vermehrt auf die 
gesellschaftlichen Bedingungen, die für Erziehung und Bildung vorausgesetzt 
werden müssen, sowie auf allgemeine Fragen der Hilfe, Unterstützung, Beratung 
und Förderung eingegangen. (vgl. von Spiegel S.19 ff). 
Dieses Professionsverständnis erscheint mir deswegen so wichtig, weil in der 
beruflichen Praxis die Übergänge oft fließend sind, weil in der Literatur 
wechselweise von Sozialarbeit oder von Sozialpädagogik die Rede ist und weil 
gerade im Arbeitsfeld der Schulsozialarbeit beide Begrifflichkeiten verwendet 
werden. So hängt auch die methodische Akzentuierung von der jeweiligen 
Ausrichtung von Schulsozialarbeit ab, ob eher freizeitpädagogische Angebote 
gesetzt werden (z.B. Neigungsgruppen oder Schülertreff) oder ob intervenierende 
Aufträge im Vordergrund stehen (z.B. Einzelfallhilfe, Vernetzungsaktivitäten). 
Schwierigkeit 
eines 
einheitlichen 
Berufsbildes 
Zusammen‐
wachsen von 
Sozialarbeit und 
Sozialpädagogik 
Überbegriff 
„Soziale Arbeit“ 
Professions‐
verständnis  ist 
wichtig, weil 
Übergänge oft 
fließend sind
1...,8,9,10,11,12,13,14,15,16,17 19,20,21,22,23,24,25,26,27,28,...146
Powered by FlippingBook