SSA Dokumentation 2012 - page 19

„Schulsozialarbeit in Österreich“, Status, Zwischenbilanz und Perspektiven 
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In den letzten Jahrzehnten expandieren die Aufgabenfelder der Sozialen Arbeit, 
sie sind zu einem fixen Bestandteil moderner Sozialpolitik geworden, die 
berufsmäßig durch ausgebildete Fachkräfte ausgeführt werden. 
Es lassen sich Aufträge an das Berufsfeld ausmachen, die von dem 
gesellschaftlichen Anspruch der Gewährleistung von Normalzuständen ausgehen 
und die sich damit auch immer wieder verändern 
können oder müssen. (ebd.) 
Der
Arbeitsauftrag Sozialer Arbeit bewegt sich in dem Spannungsfeld 
zwischen 
den Rechtsansprüchen, persönlichen Interessen und Bedürfnissen der Klienten 
und dem öffentlichen Auftrag mit seinen Kontroll‐ und Regulierungsabsichten. 
Dieser Umstand wird mit dem Begriff „doppeltes Mandat“ bezeichnet, von 
Bönisch und Lösch1973 als zentrales Strukturelement Sozialer Arbeit eingeführt: 
Fachkräfte erleben es oft als Dilemma, dass ihr Handeln vom 
institutionellorganisatorischen Handlungsrahmen vorgegeben ist und sie sich aus 
diesem Kontext heraus auf die Lebenssituation der Klient/innen beziehen sollen. 
Das heißt die fachlich fundierten Vorgehensweisen werden von organisatorischen 
und bürokratischen Vorgaben beeinflusst und gesteuert und dies kann zu 
Identitätskonflikten führen (vgl. von Spiegel S. 37). 
Von Staub‐Bernasconi wird der Begriff
Trippel‐Mandat
eingeführt: Sie geht von 
der Argumentation aus, dass Soziale Arbeit aus ihrem Professionsverständnis 
heraus ein drittes Mandat hat, das einerseits auf der wissenschaftlichen 
Fundierung ihrer speziellen Handlungstheorien und andererseits auf der 
berufsethische Komponente aufbaut, im Besonderen sind hier Menschenwürde 
und Gerechtigkeit genannt. 
Ich denke, dass in der Praxis dieses Spannungsfeld für Schulsozialarbeiter/innen 
oft spürbar ist: So ist der institutionelle Handlungsrahmen des Systems Schule 
straff durchorganisiert, z.B. was die Zeit‐ und Gruppenstruktur betrifft, die 
Handlungslogik wird von gesetzliche Regelungen gesteuert, der Fächerkanon 
bestimmt den schulischen Alltag. Die Bedürfnisse und die Alltagsgestaltung von 
Kindern und Jugendlichen werden von dieser Systemlogik dominiert, die 
Zukunftschancen massiv gesteuert. Soziale Arbeit muss sich in dieser Struktur 
zurechtfinden und sich fachlich positionieren, wobei grundlegende Prinzipien wie 
Niederschwelligkeit und Freiwilligkeit in diesem Gesamtsystem letztendlich 
paradox bleiben. 
Methodisches Handeln basiert
auf differenzierten Wissensbezügen, die bei der 
Begründung der Methodenwahl, bei der Konkretisierung und bei der Reflexion 
grundlegend sind. 
Von verschiedenen Bezugswissenschaften stammen Theoriebezüge, z.B. aus der 
Psychologie, der Medizin, der Pädagogik, der Politik‐ und der Rechtswissenschaft, 
die dazu dienen, differenziert und multiperspektivisch an Phänomene der Praxis 
heranzugehen. Diese vielseitigen Zugänge tragen dazu bei, den Blick auf die 
eigene Profession zu erweitern und fachlich zu fundieren. 
Somit können politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen, 
gesellschaftliche Entwicklungen, personenbezogene Merkmale und 
Gegebenheiten analysiert und begründet werden. 
Soziale Arbeit im 
Spannungsfeld 
zwischen 
Rechtsansprüchen 
Wissenschaftliche 
Fundierung und 
Berufsethos 
Menschenwürde 
Dominanz von 
Systemlogik 
Paradoxie von 
niederschwellig  
und freiwillig 
Multi‐
perspektivische  
Theoriebezüge
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