Dokumentation der Fachtagung
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Auch wenn diese Handlungsmaximen nur begrenzt in der Praxis umgesetzt werden
(können), zeugen sie zumindest von einem strukturellen Gestaltungswillen und
geben Orientierung. Aufbauend auf den Handlungsmaximen differenzieren
konkrete Grundsätze wiederum den Arbeitsauftrag für das Handlungsfeld
Schulsozialarbeit.
Hier werden z.B. genannt:
Präventive Angebote, Niederschwelligkeit und Freiwilligkeit, Vertraulichkeit,
Ressourcenorientierung, ganzheitliche Sichtweise, Hilfe zur Selbsthilfe, Beziehungs‐
und Prozessorientierung.
Methodisches Handeln wird oft in Bezug gebracht mit
persönlichem Können,
d.h.
die individuelle Fachkraft rückt mit ins Zentrum der Betrachtung. Person als
Werkzeug ist eine vielgebrauchte Formulierung, die sicherlich ihre Berechtigung
hat, allerdings immer in Zusammenhang mit der Problematik einer
individualisierten Professionalität gesehen werden muss.
Schon von Alice Salomon wurde in den 1920er Jahren die persönliche Eignung
eingeführt, die, verbunden mit sozialethischer Persönlichkeitsbildung und
Charisma die Auswahl des Wissens und der Methoden steuere. Die Benennungen
von bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, Eigenschaften und Charakterzügen ist
über die Jahrzehnte weiterhin relevant geblieben, mittlerweile ist der Begriff
„Eignung“ durch den Begriff „Kompetenz“ ersetzt. Hier werden
Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Konfliktfähigkeit, Flexibilität,
Durchsetzungsfähigkeit und ganzheitlicher Denken genannt. So lässt sich
festhalten, dass Sozialarbeiter/innen und Sozialpädagogen über persönliche
Kompetenzen verfügen (sollen), die laufend weiter entwickelt und reflektiert
werden. Ihre Professionalität wird dadurch ausgewiesen, dass sie ihre
persönlichkeitsbezogenen Fähigkeiten fachlich und berufsethisch begründen
können.
Die unmittelbare Arbeit mit Menschen trägt eine sehr hohe Verantwortung für den
konkreten Umgang und für die Planung von Handlungsabläufen. Vor allem sind die
Abläufe oft paradox, anders als geplant, nicht bestimmbar.
Durch die Konzentration auf die individuelle Handlungsfähigkeit von
Professionist/innen kann es leicht zu Handlungsunsicherheit, zu Überforderung, zu
willkürlichen Aktivitäten kommen. Um damit umzugehen werden möglicherweise
folgende Strategien gewählt:
•
Das Selbstverständnis, eine spezifische und individuelle Kunstfertigkeit
entwickelt zu haben und anzuwenden.
•
Eine Helferidentität aufzubauen, die aktivistisch für die Klient/innen im Einsatz
ist.
•
Sich durch laufend neue oder erweiterte Methodenkonzepte Sicherheit und
Erfolg zu versprechen.
•
Sich auf institutionelle Standards und routinierte Abläufe zurückzuziehen, um
damit eine gewisse Normalität in den beruflichen Alltag zu bringen.
Um Kollegen in der Praxis vor individualisierter, beruflicher Verantwortung zu
schützen und vor allem auch um für die Klient/innen seriöse Angebote zu setzen ist
jedenfalls die verantwortliche Organisation gefordert!
Persönliches
Können
Kompetenz
Professionalität
Individuelle
Handlungs‐
fähigkeit