SSA Dokumentation 2012 - page 22

Dokumentation der Fachtagung 
20
Umgesetzt auf die Schulsozialarbeit könnte das folgendermaßen konkretisiert 
werden: Der Auftrag lautet eine Mädchengruppe anzubieten, der fachliche 
Anspruch der dahinter steht ist: 
Parteiliche Arbeit mit Mädchen an einer Wiener Mittelschule 
Das Konzept geht aus von dem
Beobachtungs‐ und Beschreibungswissen,
dass 
gesellschaftliche Macht bezüglich der Geschlechter in Österreich ungleich verteilt 
ist und dass parteiliche Arbeit mit Mädchen in einem Spannungsbogen von 
Pädagogik und Politik stattfindet. In engem Zusammenhang damit steht der 
Anspruch, dass Probleme von Mädchen nicht nur als individuelles Schicksal 
verstanden werden dürfen und dass die Förderung von Bildungschancen mehr 
Selbstbestimmung und Partizipation ermöglicht. 
Differenziert wird das Konzept mit dem
Erklärungs‐ und Begründungswissen
warum Mädchen an Wiener Mittelschulen zum größten Teil aus Migrationsfamilien 
kommen, aus welchen familiären und kulturellen Kontexten sie stammen und wie 
ihre Lebenslagen und Lebensentwürfe sind. In engem Zusammenhang damit 
stehen auch Kenntnisse über die aktuellen Chancen der Mädchen auf 
Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung, um diese realistisch einzuschätzen. 
Das Konzept stützt sich auf verschiedene Werte und Rechte und verfolgt
das 
Recht der Mädchen auf körperliche und bildungsrelevante Selbstbestimmung, 
ferner auf Gleichheit und Individualität. Dem liegt zugrunde, dass die Mädchen 
einen Anspruch auf Schutz und Hilfe haben. Gesellschaftspolitisch wird der Abbau 
von Mädchen diskriminierendem Geschlechterverständnis, Verbesserung der 
gesellschaftlichen Teilhabe und Chancengleichheit verfolgt. 
Bei den individuelle Zielen für die Arbeit mit den Mädchen ist vor allem die 
Selbstbestimmung und Autonomie der einzelnen Mädchen, Erweiterung ihres 
Selbsthilfepotenzials und die Stärkung der Solidarität unter den Mädchen zu 
nennen. 
Aus diesen Theoretischen Überlegungen lassen sich für das praktische 
Handeln folgende Konsequenzen ableiten: 
Von der Berufliche Haltung her: v
erstehen sich Schulsozialarbeiter/innen als 
Anwält/innen und Interessensvertreter/innen und mischen sich im Sinne der 
Mädchen und ihrer Zukunftschancen offensiv in den Schulalltag ein. 
Sie sind sich als Professionist/innen bewusst, dass Haltungen und Ziele der 
Mädchen oftmals sehr unterschiedlich sind von ihren eigenen und vertreten 
jedenfalls eine solidarische und unterstützende Grundhaltung. 
Folgende Arbeitsprinzipien leiten die professionelle Arbeit: 
Hier geht es um grundlegende Haltungen, die in der konkreten Begegnung mit den 
Mädchen wichtig sind: Auf der Seite der Mädchen stehen, jeder Einzelnen 
Wertschätzung und Respekt zeigen, Ihnen glauben, sie ernst nehmen, Kontinuität 
und Vertraulichkeit gewährleisten. Aktivitäten, Vorgehensweisen und Schritte mit 
den Mädchen gemeinsam planen und bei deren Stärken und Möglichkeiten 
ansetzen. 
Konkrete 
Beispiele zur 
Verteilung der 
gesellschaftlichen 
Macht bezüglich 
der Geschlechter : 
Probleme sind 
nicht nur 
individuelles 
Schicksal 
Selbst‐ 
bestimmung und 
Autonomie 
Konsequenzen für 
das praktische 
Handeln 
Arbeitprinzipien 
für die 
professionelle 
Arbeit
1...,12,13,14,15,16,17,18,19,20,21 23,24,25,26,27,28,29,30,31,32,...146
Powered by FlippingBook