SSA Dokumentation 2014 - page 44

Dokumentation der Fachtagung  
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Stolpersteine – Problemfelder in der Fallbearbeitung 
Der Fall Aylin verlief mit vollem Einsatz der Schulsozialarbeit positiv und beschreibt 
sicher ein best practice Beispiel. Dennoch gab es schon einige Fälle, wo die 
Interventionen leider nicht so nachhaltig gefruchtet haben. Folgende Stolpersteine 
könnten hier ausschlaggebend gewesen sein können:  
Zu später Betreuungsbeginn: bei der Fallbearbeitung und im 
Beziehungsaufbau spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. Denn wenn 
eine Leistungsverbesserung kaum mehr möglich ist oder die Konflikte schon 
verhärtet sind, dann sind die Hemmschwellen eventuell schon zu hoch, die 
Aussicht auf Verbesserung gering und das Gefühl des Schülers/der Schülerin 
hier wieder „rauszukommen“ wenig vorhanden.  
Schüler/innenberatung vs. Elternberatung: da die Verzweiflung bei den Eltern 
oft groß ist versuchen diese eventuell den Berater/die Beraterin für sich 
einzunehmen. In manchen Fällen ist es vielleicht angezeigt die Eltern zu 
coachen. In anderen Fällen brauchen die Jugendlichen die direkte 
Unterstützung. Bewährt hat sich, dass Anrufe zu Hause wegen Fehlens oder 
eine Versäumnisanzeige von der Schulleitung oder Klassenlehrer/in gemacht 
werden und nicht von der Schulsozialarbeit.  
Ausdauer: Verweigerung heißt auch Hilfsangebote zu verweigern. Hier 
braucht es Ausdauer. Abgesagte Termine und Beziehungsabbrüche sollten 
die Schulsozialarbeit nicht daran hindern „dranzubleiben“. Dazu benötigt es 
vor allem zeitliche Ressourcen.  
Trotz aller Maßnahmen, Ausdauer und Zusammenarbeit kommt es vor, dass 
der/die Schüler/in trotzdem nicht zugänglich ist. Das hängt meistens von der 
„Schwere“ des Falles ab, wie sehr vielleicht das soziale Umfeld oder die 
Familiengeschichte hinderlich oder der/die Schülerin überhaupt keine 
Motivaton aufbringen kann. In diesen Fällen kann auch die Schulsozialarbeit 
nicht erfolgreich sein, diese Familien werden meistens intensiv von der 
Kinder‐ und Jugendhilfe betreut.  
Resümee 
Zusammengefasst gehören die Früherkennung sowie ausreichende (zeitliche) 
Ressourcen der Schulsozialarbeiter/innen für Beziehungsarbeit und Fallführung zu 
den wichtigsten Gelingenskriterien in der Bekämpfung von Schulverweigerung. 
Die Schulsozialarbeit ist hier Schnittstelle mit den nötigen Kenntnissen über die 
Personen, Vorgänge und Möglichkeiten in der Schule und über die Lebenswelt der 
betroffenen Schüler/innen.  
Sie wird hier aufsuchend und auch 
außerschulisch wirksam. Das 
Expert/innenwissen über Schulabsentismus, die 
Haltung der Schule (z.B. Einhaltung des 
Maßnahmenpaketes im Schulpflichtgesetz §24) 
und die intensive Zusammenarbeit mit den 
Erziehungsberechtigten sind das Um und Auf in 
der erfolgreichen Fallbearbeitung.  
Stolpersteine – 
 zu spät, 
Verzweiflung… 
Gelingens‐
kriterien: 
Früherkennung, 
Ressourcen für 
Beziehungsarbeit 
und Fallführung
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