Dokumentation der Fachtagung
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Stolpersteine – Problemfelder in der Fallbearbeitung
Der Fall Aylin verlief mit vollem Einsatz der Schulsozialarbeit positiv und beschreibt
sicher ein best practice Beispiel. Dennoch gab es schon einige Fälle, wo die
Interventionen leider nicht so nachhaltig gefruchtet haben. Folgende Stolpersteine
könnten hier ausschlaggebend gewesen sein können:
•
Zu später Betreuungsbeginn: bei der Fallbearbeitung und im
Beziehungsaufbau spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle. Denn wenn
eine Leistungsverbesserung kaum mehr möglich ist oder die Konflikte schon
verhärtet sind, dann sind die Hemmschwellen eventuell schon zu hoch, die
Aussicht auf Verbesserung gering und das Gefühl des Schülers/der Schülerin
hier wieder „rauszukommen“ wenig vorhanden.
•
Schüler/innenberatung vs. Elternberatung: da die Verzweiflung bei den Eltern
oft groß ist versuchen diese eventuell den Berater/die Beraterin für sich
einzunehmen. In manchen Fällen ist es vielleicht angezeigt die Eltern zu
coachen. In anderen Fällen brauchen die Jugendlichen die direkte
Unterstützung. Bewährt hat sich, dass Anrufe zu Hause wegen Fehlens oder
eine Versäumnisanzeige von der Schulleitung oder Klassenlehrer/in gemacht
werden und nicht von der Schulsozialarbeit.
•
Ausdauer: Verweigerung heißt auch Hilfsangebote zu verweigern. Hier
braucht es Ausdauer. Abgesagte Termine und Beziehungsabbrüche sollten
die Schulsozialarbeit nicht daran hindern „dranzubleiben“. Dazu benötigt es
vor allem zeitliche Ressourcen.
•
Trotz aller Maßnahmen, Ausdauer und Zusammenarbeit kommt es vor, dass
der/die Schüler/in trotzdem nicht zugänglich ist. Das hängt meistens von der
„Schwere“ des Falles ab, wie sehr vielleicht das soziale Umfeld oder die
Familiengeschichte hinderlich oder der/die Schülerin überhaupt keine
Motivaton aufbringen kann. In diesen Fällen kann auch die Schulsozialarbeit
nicht erfolgreich sein, diese Familien werden meistens intensiv von der
Kinder‐ und Jugendhilfe betreut.
Resümee
Zusammengefasst gehören die Früherkennung sowie ausreichende (zeitliche)
Ressourcen der Schulsozialarbeiter/innen für Beziehungsarbeit und Fallführung zu
den wichtigsten Gelingenskriterien in der Bekämpfung von Schulverweigerung.
Die Schulsozialarbeit ist hier Schnittstelle mit den nötigen Kenntnissen über die
Personen, Vorgänge und Möglichkeiten in der Schule und über die Lebenswelt der
betroffenen Schüler/innen.
Sie wird hier aufsuchend und auch
außerschulisch wirksam. Das
Expert/innenwissen über Schulabsentismus, die
Haltung der Schule (z.B. Einhaltung des
Maßnahmenpaketes im Schulpflichtgesetz §24)
und die intensive Zusammenarbeit mit den
Erziehungsberechtigten sind das Um und Auf in
der erfolgreichen Fallbearbeitung.
Stolpersteine –
zu spät,
Verzweiflung…
Gelingens‐
kriterien:
Früherkennung,
Ressourcen für
Beziehungsarbeit
und Fallführung