SSA Dokumentation 2014 - page 42

Dokumentation der Fachtagung  
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Dieser beinhaltete auch eine Aussprache mit den Klassenkameradinnen, die sie auf 
facebook als „Scheißschwänzerin“ beschimpft hatten. 
An den ersten Tagen an denen sie beschloss wieder in die Schule zu gehen, holte ich 
sie um 7:00 zu Hause ab, von der Mutter wollte sie nicht begleitet werden.  Der erste 
Termin war bei der Direktorin, diese sagte Aylin ihre volle Unterstützung zu. Weiteres 
wurde auf Aylins Wunsch ein Klassenwechsel versucht, der aber leider scheiterte. Im 
Laufe der Betreuung kamen Termine immer wieder nicht zustande, Aylin sagte diese 
ab oder war nicht in der Schule. Wir sahen uns nur alle zwei bis drei Wochen.  
Es war daher sehr schwierig ein kontinuierliches Vertrauensverhältnis aufzubauen. 
Zudem war die Kindesmutter sehr fordernd im Kontakt.  
In einem der unregelmäßigen Termine thematisierte ich das Problem mit Aylin und 
gab ihr zu verstehen dass wir entweder die Betreuung einstellen können oder ich ihr 
noch mehr, verbindlichere Termine anbieten könne. Außerdem teilte ich ihr mit, dass 
ich nicht für die Mutter arbeite, sondern ausschließlich mit ihr zusammen arbeiten 
wolle. Paradoxerweise entschied sie sich für mehr Termine. Ab Februar trafen wir uns 
wöchentlich in einem Kaffeehaus in der Nähe wo Aylin wohnte. Sie hielt alle Termine 
ein (bis zu Schulschluss waren es 28).  
Während der Termine machten wir Pläne, wie sie die schulischen Anforderungen 
bewältigen konnte, wir schrieben Bewerbungen, übten Bewerbungsgespräche, 
Problemlösungsgespräche mit Lehrer/innen, sprachen über die schwierige Beziehung 
der Eltern, wie sie mit ihrer Mutter Konfliktgespräche aushalten könne und alle 
anderen Themen, die Aylin einbrachte oder ich besprechen wollte.  
Aylins Lehrer/innen waren zunehmend zufrieden mit den verbesserten Leistungen 
und kamen ihr trotz nicht beurteilter Fächer im Semesterzeugnis wohlwollend 
entgegen. Die Konflikte mit den Mitschüler/innen legten sich, sie schloss sogar einige 
Freundschaften, vor allem mit den Jungs. Zum Schulschluss erhielt sie ein positives 
Abschlusszeugnis und im Sesselkreis die Rückmeldung der Lehrerinnen und 
Klassenkamerad/innen, dass sie ein wertvolles Mitglied der Klasse war und man ihre 
Art sehr schätzten und alle stolz waren, dass sich die Situation derartig verändert 
hatte.  Aylin entschied sich, um ihre Noten zu verbessern noch ein Jahr den 
polytechnischen Lehrgang zu besuchen.  
Zum Abschluss gingen wir zusammen Frühstücken, um den Erfolg zu feiern. Wir 
blieben über facebook in Kontakt. Mittlerweile hat sie eine Lehrstelle im 
renommierten Hotel Sacher.  
In welchem Handlungsrahmen agiert Schulsozialarbeit? 
Zuerst 
unregelmäßig, 
dann verlässlich 
Wir feiern den 
Erfolg!
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