Dokumentation der Fachtagung
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In der Praxis, so der allgemeine Konsens, gilt es jedoch, Konkurrenzverhalten zu
vermeiden, Verständnisprobleme auszuräumen und eine „gemeinsame
Sprache“ zu entwickeln, sowie Kompetenzfelder aufgrund von Überschneidungen
und fallspezifischen Anforderungen situativ zu verhandeln.
(3) Kooperation ‐ Koordination – Kommunikation
Mit den Schlagwörtern
„Kooperation ‐ Koordination ‐ Kommunikation“
sind drei
zentrale Aspekte der konkreten Abstimmung und Zusammenarbeit von
Unterstützungssystemen angesprochen, die nie separat, sondern nur immer
ineinander verschränkt gesehen werden können.
Es gilt dabei an den Standorten, in Regionen oder in den Bundesländern zwischen
Rahmenvorgaben, Kernkompetenzen/‐aufgaben und konkreten
Handlungssituationen entsprechend abzuwägen. Außerdem muss ein Ausgleich
gefunden werden zwischen unterschiedlichen Ebenen, vom persönlichen Kontakt
bis hin zur überregionalen oder bundesweiten Vernetzung.
Coulin‐Kuglitsch (2001, 81) spricht in diesem Kontext von „konkreten
Kooperationsformen“, was als flexiblere Form zur strikten Aufgabentrennung
gesehen werden kann. Maßgeblich ist hier oft, welche Unterstützungssysteme
überhaupt zur Verfügung stehen und welche Kommunikationskanäle und
institutionalisierten Steuerungs‐ und Entscheidungsmechanismen bestehen.
Insbesondere in diesem Zusammenhang kommt der Schulleitung eine zentrale Rolle
zu. Insofern sind Transparenz und Klarheit über die an einem Standort bzw. in einer
Region verfügbaren Unterstützungssysteme wichtig, speziell für die Schulleitung,
aber auch für das Lehrerkollegium. Hervorzuheben ist hierfür auch die (zeitliche)
Kontinuität der Team‐Arbeit, sowie die Notwendigkeit eines gewissen „Konzepts der
Zusammenarbeit“ oder einer
„Struktur der Vernetzung“, die über rein fallspezifische und situativ‐individuelle
Absprachen hinausgeht.
(4) Versorgungslücken und Doppelgleisigkeiten
Als Gegensatzpaar zu positiven Synergien gelten Versorgungslücken und
Doppelgleisigkeiten, d.h. Mangel und Redundanz, als zentrale Probleme. Insofern
eine Ausrichtung am Wohl der Kinder und Jugendlichen dem erklärten gemeinsamen
Ziel entspricht, so muss das Qualitätskriterium für eine gelingende Abstimmung und
Zusammenarbeit von Unterstützungssystemen sein, dass für die Kinder und
Jugendlichen dadurch ein Mehrwert aus Beratung und Betreuung entsteht.
Als ursächliche Faktoren für Versorgungslücken und Doppelgleisigkeiten wurden im
Zuge der Diskussion identifiziert: mangelnde Transparenz von und Information über
Kernaufgaben und Zuständigkeiten; Unklarheiten über Zugangsmodalitäten; fehlende
Koordination und Steuerung multiprofessioneller Zusammenarbeit; Effekte der
Verschwiegenheitsverpflichtungen. Wenn nicht klar ist, wo und wie Hilfe gefunden
werden kann bzw. wenn Institutionen nicht in ausreichendem Maße
zusammenarbeiten, können besonders für die primäre Zielgruppe, die Kinder und
Jugendlichen, Überforderung und (zusätzliche) Schwellenängste die Folge sein.
Wenn die Wirkung der Zusammenarbeit auch ihr erklärtes Ziel
(Entlastungen des Systems und einen Mehrwert für die Zielgruppen) erreichen soll,
verlangt dies nach Informationsarbeit, Sensibilisierung, und Offenheit und betrifft
Kinder und Jugendliche sowie Erziehungsverantwortliche ebenso wie Schulaufsicht,
Kooperation statt
Konkurrenz: „Ko‐
Ko‐Ko“
Zentrale Rolle der
Schulleitung