„Schulsozialarbeit in Österreich“, Unterstützungsteam an Schule
41
41
Wie man sieht sind die Einflussgrößen vielschichtig und komplex. Der Fall Aylin
und auch die Erfahrung generell zeigen, dass es sich bei akuter Schulverweigerung
um eine Mischung aus den unterschiedlichen Bereichen handelt.
Aylin D. ‐ Fallbeispiel
Aylin wechselt zu Beginn des Sj. 2012/2013 vom Gymnasium an eine NMS.
Ein Grund dafür war, dass sie dort mit einer Nachprüfung in die vierte Klasse
aufsteigen konnte. Bereits im Oktober kontaktierte die Schulleiterin mich mit der
Bitte Kontakt zur Kindesmutter (KM) aufzunehmen, Aylin kam unregelmäßig zur
Schule und die Fehlstunden häuften sich. Anfänglich deckte die KM das Fehlen
durch Entschuldigungen. Doch dann spitzte sich die Situation zu, Aylin stünde in
der Früh zwar auf, verlasse die Wohnung, kam aber in der Schule nicht an. Die
Konflikte häuften sich, sie hielt sich zu Hause an keine Regeln. Die Mutter gab zu
dass Aylin bereits im Gymnasium schwänzte und deshalb die 3. Klasse
wiederholte.
Sozialarbeiterische Maßnahmen
Als ich den Fall übernommen hatte, telefonierte ich zuerst einige Male mit der
Mutter. Aylin wollte keinen Termin. Ich bat sie trotzdem um ein Kennenlernen
und lud sie zum Erstgespräch in das Einkaufszentrum in ein Cafe ein. Sie wollte
sich unter keinen Umständen mit mir in der Schule sehen lassen.
Der erste Termin war erfolgreich, Aylin war sehr nervös aber auch in großer Not.
Sie selbst war von der Situation überfordert. Beim ersten Besuch bei Aylin zu
Hause, es war der dritte Termin und die Einladung kam von der Kindesmutter,
eskalierte die angespannte Situation zwischen Aylin und ihrer Mutter in meinem
Beisein. Die Mutter konnte wenig konsequent sein und war sehr gekränkt vom
Verhalten ihrer Tochter. Beide litten unter der Trennung vom Kindesvater, der an
Spielsucht und Alkoholismus erkrankt war. Aylin war sehr verzweifelt und erzählte
dass sie sich schon mehrmals überlegt hatte, sich das Leben zu nehmen. Ich
überzeugte die Kindesmutter mit Aylin in die Kinder‐ und Jugendpsychiatrie zu
fahren, um ihre Suizidalität abklären zu lassen. Mittlerweile fehlte Aylin bereits
mehrere Tage und eine Rückkehr in die Schule schien für sie unmöglich. Mit
weiteren Terminen mit mir war sie einverstanden. Wir erarbeiteten einen
Rückkehrplan.
Not und
Überforderung