„Schulsozialarbeit in Österreich“, Status, Zwischenbilanz und Perspektiven
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Arbeitskreis 4:
Rahmenbedingungen für eine breite Implementierung in Österreich
Mag.
a
Dr.
in
Rosemarie Felder‐Puig, MSc
Key Researcher, Ludwig Boltzmann Institute Health Promotion Research
Inhalt:
Evaluierungsmodelle, Finanzierungsmodelle, Verankerungsmodelle in
Österreich und notwendige Rahmenbedingungen für eine breite Implementierung
Evaluierungsmodelle
Qualitätsentwicklung und kontinuierliche Evaluation von Schulsozialarbeit gehört
zu den fachlichen Grundprinzipien. Idealtypisch abgegrenzt können etwa folgende
drei Modelle genannt werden: Nutzerforschung, Wirkungsforschung und
Evaluation mit formativem Charakter. Zu beachten gilt dabei, dass in der
Forschungspraxis (insbesondere Deutschland; siehe etwa Speck/Olk 2010) eine
Vielzahl an hybriden Evaluierungsmodellen angewendet wird bzw. situative
Formen der (Selbst‐)Evaluation von Schulsozialarbeit/Projekten auch zum Usus
gehören.
Grundsätzlich lässt sich aus der (inter‐)nationalen Literatur die Bewertung und
Qualitätsentwicklung von Schulsozialarbeit hinsichtlich folgender Dimensionen
ableiten:
Konzept‐ | Struktur‐ | Prozess‐ | Ergebnisqualität
. Nur wenn Ziele und
Kriterien/Standards in all diesen Dimensionen formuliert, analysiert und bewertet
werden, kann umfassende Qualitätssicherung von Schulsozialarbeit gewährleistet
werden. Einzelne Evaluationsmodelle werden sich diesen Qualitätsdimensionen
auch unterschiedlich annähern bzw. diese fokussieren.
Nutzerforschung:
Die Nutzerforschung betrachtet „die unmittelbaren
Nutzerinnen und Nutzer, an die sich die Angebote im Konkreten richten“ (Oelerich
2010: 10). Evaluiert werden sollen dabei konkrete Handlungs‐, Angebots‐, Bedarfs‐
sowie institutionelle Kontexte aus der Perspektive der Nutzer/innen, d.h. wie
diese Handlungsprozesse einschätzen, an Angebote herangehen,
Bedarf(sdeckung) formulieren und den institutionellen Rahmen erfahren. Es geht
dabei also um eine Evaluation des Nutzungsprozesses. Der Fokus liegt sowohl bei
der Bewertung von Inanspruchnahme und Zufriedenheit (im weiteren Sinne), als
auch auf der Zielerreichung in Bezug auf die Nutzer/innen von Schulsozialarbeit ‐
sowohl im Hinblick auf situative Ziele,als auch auf Grundlagenziele (Aneignung,
Empowerment, Kompetenzentwicklung; vgl. auch Speck 2006: 376f). Die Intention
der Evaluation ist die Bewertung des „Gebrauchswerts“ von Schulsozialarbeit (vgl.
auch Gspurning 2011).Einschränkungen ergeben sich hierbei hinsichtlich einer
Bewertung struktureller Bedingungen, Standards und Zielen von Schulsozialarbeit
auf anderen Ebenen und aus anderen Perspektiven als die der Nutzer/innen.
Wirkungsforschung:
Die Wirkungsforschung legt ihren Fokus wiederum auf die
Ziel‐Mittel‐Relation. Sie evaluiert demnach nicht nutzerorientiert, sondern
institutionsorientiert. Die Schulsozialarbeit wird angebotsseitig bewertet, d.h.
inwiefern bestimmte Angebote/Arbeitsweisen zur Erreichung bestimmter
Ziele/Standards geeignet sind bzw. welche Ziele/Standards mit welchen
Angeboten/Arbeitsweisen erreicht werden können.
Nutzerforschung,
Wirkungsforschung
und Evaluation mit
formativem
Charakter
Konzept‐,
Struktur‐,
Prozess‐ ,
Ergebnis‐
Qualität
Konkrete
Handlungs‐,
Angebots‐, Bedarfs ‐
und institutionelle
Kontexte
Ziel‐Mittel‐Relation