„Schulsozialarbeit in Österreich“, Status, Zwischenbilanz und Perspektiven
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Bugram und Hofschwaiger (2010) haben festgestellt, dass 6 von 15 Einrichtungen
der Schulsozialarbeit einen eigenen Raum besitzen. Bei acht Einrichtungen kommt
es zu einer Mitbenützung und im Einzelfall steht kein Raum zur Verfügung.
Darüber hinaus ist die Mitbenutzung von schulischen Räumen zu berücksichtigen
(u.a. Klassenräumen, Turnsaal, Pausenräume), sodass sich in der Regel mehr
Möglichkeiten auftun, als durch die eigene Raumsituation gewährleistet ist.
Insbesondere für den offenen Betrieb ist eine geeignete Raumsituation
maßgeblich. Auch ist es leicht einsehbar, dass bei einem kleinen Raum
Beratungsgespräche und anderes Geschehen nicht kombinierbar sind. Es zieht
sich also die Frage durch, inwiefern die Schulsozialarbeit kulturell angelegt ist.
Was noch mitbedacht werden kann, ist die Frage der gemeinsamen Raumnutzung
mit der Nachmittagsbetreuung. Für die Nachmittagsbetreuung sollten sich
zumindest kontinuierlich Mehrraumkonzepte entwickeln (vgl. Gspurning /
Heimgartner /Leitner / Sting 2010), von denen die Schulsozialarbeit am Vormittag
profitieren könnte.
Sozialraum – Von der notwendigen Vernetzung zur sozialraumorientierten
Ressourcenarbeit
Für die Schulsozialarbeit bedeutsam sind zwei sozialräumliche Annäherungen.
Zum einen geht es um eine professionelle Vernetzung mit Einrichtungen aus dem
Sozialbereich, zum anderen ist eine Erweiterung des schulischen Aktionsradius mit
den Möglichkeiten des Sozialraumes – durch die Bevölkerung, durch Betriebe oder
durch Vereine usw. –anzudenken. Während sich die Vernetzung, insbesondere mit
der Jugendwohlfahrt und Jugendarbeit, durch fachliche Notwendigkeiten ergibt,
bedarf die sozialraumorientierte Arbeit eigener zeitlicher und personeller
Ressourcen. Sing / Heimgartner (2009) haben gemeinwesenorientierte Projekte in
Österreich zusammengestellt. Es wäre wünschenswert, wenn die kulturellen,
musischen oder wirtschaftlichen Möglichkeiten des Sozialraumes der Schule über
die Schulsozialarbeit stärker zur Verfügung stehen würden.
In Graz wird gegenwärtig die sozialraumorientierte Jugendwohlfahrt ausprobiert
(vgl. Krammer, 2012; Sixt, 2012), sodass sich auch von dieser Seite eine regionale
Annäherung an die Schulen ergeben könnte und eine Ausdehnung eines
gemeinsamen fallunspezifischen Handelns zu erwarten ist.
Multithematische Ausrichtung
Bisweilen wird die Schulsozialarbeit lediglich mit einzelnen Problemen assoziiert
(z.B. Gewalt, Drop‐out). Wie die Auswertungen der Dokumentation zeigen, besitzt
die Schulsozialarbeit ein breites thematisches Feld. Gspurning et al. (2011) haben
325 dokumentierte Einzelinterventionen eines Standortes (NMS Algersdorf)
analysiert. Dabei zeigt sich die Vielfalt der bearbeiteten Themen (s. Tab. 1). Am
häufigsten sind Streitigkeiten unter MitschülerInnen zu klären, bei familiären
Problemen zu beraten (u.a. finanzielle Probleme), sich gegen körperliche Gewalt
von MitschülerInnen einzusetzen und Stören des Unterrichts zu verringern.
Interventionen sind weiters häufig gefordert bei Fremdunterbringungsfragen,
Beschimpfungen von MitschülerInnen, Selbstverletzungen und Gewalt in der
Familie. Liebe und Sexualität, Schulschwänzen oder Mobbing sind für die
verbleibenden Themen Beispiele.
Mitbenutzung
von schulischen
Räumen
Kulturelle Anlage
von
Schulsozialarbeit
Nachmittags‐
betreuung
Schulischer
Aktionsradius und
Sozialraum
Gemeinwesen‐
orientierte
Projekte
Sozialraum‐
orientierte
Jugendwohlfahrt
Vielfalt von
Themen