„Schulsozialarbeit in Österreich“, Unterstützungsteam an Schule
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Sozialraumorientierung und Schulsozialarbeit
Professor em. Dr. Erich Hollenstein
Dipl. Pädagoge, Hochschule Hannover, Fakultät V
ich freue mich, heute hier einige Gedanken
zum Thema „Schulsozialarbeit und
Sozialraumorientierung“ referieren zu dürfen.
Etwas „weiche Knie“ habe ich allerdings, weil ich
mich in der österreichischen Schulsozialarbeit nicht
auskenne.
Ich nehme an, dass die Handlungsfelder der
Schulsozialarbeit in Österreich und in Deutschland
einen hohen Verwandtschaftsgrad haben, aber die
organisatorischen und rechtlichen
Rahmenbedingungen haben möglicherweise diesen
Verwandtschaftsgrad nicht.
Wie dem auch sei, die 10 Leitsätze zur Schulsozialarbeit in Österreich halte ich für
sehr gut und würde sie sofort unterschreiben – sie würden auch in Deutschland
bei den dortigen geschätzten 8.000 – 10.000 SchulsozialarbeiterInnen volle
Akzeptanz finden. Hierunter befinden sich aber viele sogenannte prekäre, also
zeitlich befristete, Arbeitsplätze.
Sie finden im Hand‐out die Gliederung des Vortrages und daran im Anschluss auf
der zweiten Seite fünf Thesen. Diese Thesen werden im Verlauf des Referates
erläutert. Es läge mir aber sehr viel daran, zum Schluss wenigsten einige Minuten
diese Thesen mit Ihnen zu erörtern.
Ich bin seit einigen Jahren pensioniert bzw. emeritiert und sage zunächst etwas zu
meiner Person zumal ja auch die Frage auftauchen könnte, was hat dieser ältere
Herr uns überhaupt zu sagen.
Zwei Dinge gibt es mit denen ich mich gegenwärtig beschäftige:
In meinem Stadtteil in Münster befindet sich ein sozialer Brennpunkt mit ca. 3.500
Einwohnerinnen und Einwohnern. Unmittelbar daneben ist eine Grundschule.
Für diese Grundschule mit zwei Drittel Migrantenkindern in der Schülerschaft,
habe ich eine Lesehelferinitiative ins Leben gerufen und mit über 30 Personen aus
dem Stadtteil gehen wir seit 5 Jahren in diese Schule.
Auf diese Weise ist ein unterstützendes sekundäres soziales Netz entstanden.
Mein Lesepatenkind fragt jeden Freitagmorgen die Klassenlehrerin:
„Kommt denn der Herr Hollenstein?“.
Und selbstverständlich gehe ich zu Romeo, der in der zweiten Klasse ist.
Das Kommen ist genauso wichtig wie die Leseübung. Die Schulkinder suchen Halt
bei uns Lesepatinnen und Lesepaten. Wir bedeuten ihnen viel.
Das ist die praktische Seite meines Tuns im sozialen Raum meines Stadtteils.
Obwohl diese Aktivität unter dem Titel „Bürgerschaftliches Engagement im
pädagogischen Feld“ laufen könnte und mit Schulsozialarbeit nur wenig zu tun
hat, findet sich eine entscheidende Erkenntnis für die Sozialraumorientierung:
Im sozialen Raum finden sich Ressourcen
. Das ist die erste These.
Schulsozialarbeit
und Sozialraum‐
orientierung
Ressourcen im
sozialen Raum