Dokumentation der Fachtagung
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Schulsozialarbeit kann sich diesen Entwicklungen nicht verweigern, eine solche
Vorstellung wäre einfach absurd.
Gemeinwesenorientierte Schule / Kommunalpädagogik
Ich schließe diesen Abschnitt ab, indem ich auf das aktuelle Konzept einer
gemeinwesenorientierten Ganztagsschule von Thomas Coelen verweise.
Ausgehend von der uns bekannten Gemeinwesenarbeit und des angelsächsischen
Ansatzes der community education entwirft Coelen und seine Arbeitsgruppe
an der Universität Siegen den Grundriss einer Kommunalpädagogik:
„Den Kernbereich bildet eine explizit pädagogische Stärkung der kulturellen
Praxis in der Lebenswelt. Der Schlüsselbegriff heißt kooperative
Kontakte“ (Coelen/Rother 2014, 94).
Die dahinterstehende Absicht ist, lokale Räume als Lernräume, als formelle und
informelle Bildungsräume zu interpretieren.
Schule ist dann nur ein Bildungsort unter vielen andern Orten wie z.B. Angebote
der Kinder‐ und Jugendhilfe, der Sportvereine oder der ansässigen Betriebe.
Eine solche Bildungslandschaft braucht einen erweiterten Bildungsbegriff und die
Schulsozialarbeit muss darüber nachdenken, was sie zu diesem erweiterten
schulischen und außerschulischen Bildungsgeschehen beitragen kann.
Von Bedeutung ist, dass das Monopol formaler schulischer Bildung in die Richtung
einer informellen mit non‐formalen settings ausgestatteten erweiterten Bildung
aufgelöst bzw. ergänzt wird.
Zum Beispiel ist die Aneignung des Schulumfeldes durch Schülerinnen und Schüler,
dokumentiert durch die Herstellung eines Videofilms im Rahmen eines Projektes
der Schulsozialarbeit, Bildungsarbeit.
Hier generiert die Jugendhilfe eigene informelle/non‐formelle Bildungsprozesse
und ist nicht mehr nur Unterstützer bei ggf. misslingenden formellen
Bildungsprozessen also bei Schulversagen. Sie wird so zum Bildungsakteur im
schulischen und außerschulischen Geschehen.
Was ich hier nur mit wenigen Sätzen andeute, ist seit vielen Jahren eines der
zentralen Diskursthemen in der Jugendhilfe.
2. Netzwerkkompetenz in der Schulsozialarbeit
Ich halte die Netzwerkkompetenz für den entscheidenden Kompetenzbereich in
der Sozialraumorientierung der Schulsozialarbeit.
Es gibt aber auch eine sozialraumorientierte Praxis, die unmittelbar Schülerinnen
und Schüler in Projekten oder Arbeitsgemeinschaften betrifft.
Dort sind z.B. Stadteilbegehungen, Institutionenbefragungen, Foto‐ und
Filmprojekte oder die Erarbeitung der Geschichte des Sozialraums angesiedelt.
Diese der Kinder‐ und Jugendarbeit zuzurechnenden Aktivitäten der
Schulsozialarbeit werde ich hier nicht behandeln.
Vielfältige
Bildungs‐
landschaft
braucht
erweiterten
Bildungsbegriff
Netzwerk‐
kompetenz ist
entscheidend