„Schulsozialarbeit in Österreich“, Unterstützungsteam an Schule
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Die Lebensweltorientierung
bildet sozusagen eine begriffliche Klammer der vorgenannten Intentionen.
Dieser Begriff hat eine außerordentliche Leitqualität für die Theorie und Praxis der
Kinder‐ und Jugendhilfe.
Er markiert die Bedeutsamkeit der subjektiven Lebenszusammenhänge und sieht
Kinder und Jugendliche als Gestalter zumindest aber als Mitgestalter ihrer
subjektiven Lebenswelt in und außerhalb der Schule.
Zugleich kritisiert der Begriff die Folgen gesellschaftlicher Modernisierung wie
Benachteiligung, Ausgrenzung und die Zentrierung auf Effizienz, weil durch diese
Folgen die Subjektivität von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigt wird.
Diese Lebensweltorientierung schließt immer Sozialraumorientierung ein und die
schulische Lebenswelt ist mit der außerschulischen Lebenswelt immer verbunden,
verzahnt und vernetzt. Mit dieser realen Lebenswelt ist aber mittlerweile die
virtuelle Lebenswelt, also z.B. Facebook und Co., verschmolzen und es bilden sich
neue hybride Formen der Lebenswelt. Hierüber ist allerdings zurzeit noch wenig
bekannt.
Jedenfalls stellt sich in Deutschland die Frage, ob Schulsozialarbeit eine
Sozialraumorientierung haben soll absolut nicht. Allenfalls wird über den Umfang
dieses Tätigkeitsmerkmals von Schule zu Schule diskutiert, wahrscheinlich aber
auch von Hochschule zu Hochschule je nachdem wie das Studium ausgerichtet ist.
Und jetzt lässt sich die dritte These formulieren:
Schulsozialarbeit ohne Sozialraumorientierung ist nicht möglich.
Offene Schule
Bislang habe ich nur über die Schulsozialarbeit gesprochen. Da diese sich aber im
Organisationsrahmen der Schule befindet, muss auch dieser Rahmen
berücksichtigt werden und es stellt sich die zwingende Frage, kennt die Schule
und die dafür zuständig Schulpädagogik auch eine Sozialraumorientierung?
Vorweg soll diese Frage mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden.
Bereits 1988 hat die Landesregierung von NRW Empfehlungen zur Öffnung der
Schule herausgegeben. Vielfältige Kooperationsbeziehungen werden dort genannt
wie auch die unterrichtliche und didaktische Öffnung in die nahe Umwelt.
Bereits 1972 erschien das Buch von Jürgen Zimmer
„Macht die Schule auf, lasst das Leben rein“.
Von diesen Zeitpunkten an ist die offene Schule, manchmal auch Stadtteilschule
oder gemeinwesenorientierte Schule genannt, eine feststehende schulische und
schulpädagogische Realität in allerdings unterschiedlichen Intensitätsgraden, die
auch vom Schultyp abhängen.
„Schule als Lebenswelt“ (Grunder 2001), so eine neuere Veröffentlichung, ist eine
Schule mit vielfältigem Angebot sowie Handlungs‐ und Erfahrungsräumen im
schulischen Umfeld. Hier ergibt sich eine hohe Anschlussfähigkeit zur Kinder‐ und
Jugendhilfe sowie der Schulsozialarbeit.
Aus diesem Grund haben der Kollege Frank Nieslony und ich schon mehrfach eine
bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen dem System Jugendhilfe und
dem System Schule in der Fachöffentlichkeit eingefordert.
Schulische
Lebenswelt ist
immer verbunden
mit der
außerschulischen
Lebenswelt
Schulsozialarbeit
ohne Sozialraum‐
orientierung ist
nicht möglich!