Dokumentation der Fachtagung
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Die Bildungslandschaften zeigen auch deshalb Bewegung, weil es ein
gegenseitiges Interesse gibt: Die Ganztagsschulen brauchen Kooperationspartner
für den Nachmittagsbereich und die Jugendhilfe bekommt deshalb weit geöffnete
Türen zu den Schulen.
Die bekannte Kooperationsproblematik zwischen Jugendhilfe und Schule wird
auch dadurch erheblich abgebaut. Dies sollte man als Sekundäreffekt bezeichnen,
denn im Vordergrund stehen ja die Bildungs‐ und Teilhabebedürfnisse von
Kindern und Jugendlichen.
Explorative Studien und erste Ergebnisse
Einige Städte haben sehr schnell mit der Umsetzung des Konzeptes begonnen und
das „Deutsche Jugendinstitut“ in München hat in solchen Modellregionen erste
Studien durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendhilfe ganz gut
positioniert ist, aber ihre Möglichkeiten nicht ausreichend nutzt.
Der von mir hier zitierte Wissenschaftler Hans‐Jürgen Stolz spricht sogar mit
gewissen Einschränkungen von einem bildungsprogrammatischen Vorsprung der
Jugendhilfe vor den Schulen (2013, 458).
Da die Jugendhilfe aber schon seit Jahrzehnten eine stabile Kooperationskultur in
ganz unterschiedlichen Bereichen ausgebildet hat verwundern diese
Feststellungen nicht allzu sehr.
Studien, die die Schulsozialarbeit einschließen gibt es zum jetzigen Zeitpunkte
aber nicht.
Multiprofessionelle Teams und interdisziplinäre Zusammenarbeit
In Ganztagsschulen und in Bildungslandschaften besteht die zwingende
Notwendigkeit, dass unterschiedliche Professionen zusammenarbeiten. Hierzu
vorliegende Befunde weisen bereits im innerschulischen Bereich auch auf
suboptimale Zustände hin. Karsten Speck u.a. (2011, 77) finden in ihrer Untersuchung
drei Kooperationstypen:
•
Koexistenz schulischer und außerschulischer Berufskulturen (negativer Befund)
•
Aufbau einer innerschulischen Kooperationskultur
•
(Austausch nur innerschulisch und deshalb nicht hinreichend)
•
Aufbau einer themenzentrierten Kooperationskultur mit außerschulischen
Partnern (positiv durch Austausch und Aufgabenbegrenzung).
Auch wenn gesehen werden muss, dass die hier angesprochenen Entwicklungen am
Anfang stehen, wird offensichtlich, dass sich für die Schulsozialarbeit ein
Diskussionsbedarf ergibt, der sich nicht auf den Rahmen eines vereinzelt handelnden
Professionellen innerhalb einer Schule abstellen lässt.
Denn kooperiert werden muss zukünftig nicht nur mit Lehrkräften, sondern auch mit
anderen Berufsgruppen (z.B. mit Handwerksmeistern, mit Erzieherinnen, mit nicht
akademisch ausgebildetem Personal).
Die Entwicklung des Schulsystems wird auf jeden Fall bei allen beteiligten Berufen die
Eigenschaft multiprofessionellen Zusammenarbeitens erfordern und ein zukünftiges
Tätigkeitsmerkmal darstellen.
Kooperations‐
typen inter‐
disziplinärer
Zusammenarbeit